Albanien mit seinen 2,4 Millionen Einwohnern sorgt für eine Weltpremiere. Zum ersten Mal übernimmt ganz amtlich eine Künstliche Intelligenz einen offiziellen Regierungsposten. Premierminister Edi Rama stellte das eigenständig agierende „Diella“ vor.
Von Meinrad Müller
Der Kampf gegen die Korruption
Korruption ist Albaniens Dauerproblem. Laut EU-Bericht verschwinden jedes Jahr rund 200 Millionen Dollar. Diella soll diesen Kreislauf durchbrechen. Diese KI basiert auf der Plattform e-Albania. Seit Januar 2025 wurden dort drei Millionen Dienstleistungen digital abgewickelt. Die Bürokratie schrumpfte um 70 Prozent. Für Ministerpräsident Rama ist das mehr als ein Symbol. Endlich ein Minister, der keine Cousins, Brüder und Onkels dritten Grades versorgen muss.
Vom Assistenten zur Ministerin
Noch Anfang des Jahres war Diella nur ein virtueller Helfer. Jetzt sitzt sie im Kabinett. Möglich macht das ein 50-Millionen-Euro-Zuschuss der EU. Rama setzt darauf, dass der Schritt den Beitritt bis 2030 beschleunigt. Kritiker sehen ein Risiko. Sie fragen, wer die KI programmiert. Sie fragen, welche Interessen in den Algorithmen verborgen sind. Eine KI ist nie neutral. Doch ungeachtet aller Bedenken übernimmt Albanien, immer noch ein Urlaubsgeheimtipp, eine technische Führungsrolle.
Sorge vor Hackern
Die größte Angst ist die Sicherheit. 2023 wurde die Verwaltung Albaniens bereits lahmgelegt. Niemand will erleben, dass Diella plötzlich Aufträge nach Moskau oder Peking verschickt. Die Opposition um Jorida Tabaku spricht Klartext. „Die Korruption verschwindet nicht. Sie bekommt nur eine moderne Benutzeroberfläche.“
Premiere mit ungewissem Ausgang
Trotz aller Zweifel sorgt Albanien für Schlagzeilen. Andere Länder streiten noch über ChatGPT in Klassenzimmern. Tirana aber setzt die KI gleich ins Kabinett. Wenn es klappt, wird Diella Vorbild.
Wer hier mitten im September an einen Scherz zum 1. April glaubt, der irrt.



