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Generalprobe durchgesickert: Merz stolpert über Rentner in neuer Talkshow

Ein neues Showkonzept sorgt für Wirbel: „Moderator ohne Ahnung“ heißt die Sendung, die gezielt auf ein angeheitertes 22-Uhr-Publikum zielt. Doch die Generalprobe endete im Chaos – Kanzler Merz ringt mit einem Rentner, der keine Ahnung hat und trotzdem jeden Punkt ins Lächerliche zieht.

Von Meinrad Müller

Ein neues Talkshow-Format

Ein Fernsehsender testet ein neues Format, das künftig Geld sparen soll. Talkshows mit bekannten Moderatoren wie Markus Lanz gelten als kaum noch bezahlbar. Allein die Honorare verschlingen Millionenbeträge. Die Lösung: Statt eines Profis soll ein Rentner durch die Sendung führen und viel Geld sparen helfen. Die Grundlage dafür liefert der Staat selbst: Ab 2026 dürfen Ruheständler mit der neuen Aktiv-Rente bis zu 3.000 Euro im Monat steuerfrei hinzuverdienen. Ein Mann aus dem Volke, der Rentner Waldemar Lindemann, 71, wurde ausgewählt. Der Sender hat für diese Aufzeichnung 50 Personen aus der Basis der demokratischen Parteien ins Studio eingeladen, sodass Buh-Rufe eigentlich ausgeschlossen waren. Nun ist ein Mitschnitt der Generalprobe mit Publikum durchgesickert. Als Gast: Bundeskanzler Friedrich Merz. Moderator: Waldemar Lindemann, 71, Rentner aus Hessen, ohne Internet, dafür mit lebenslanger Treue zur Oberhessischen Kreiszeitung.

So lief die Generalprobe

Merz tritt ins Studio, das Publikum klatscht. Moderator Lindemann schaut überrascht, reibt sich die Augen, wirkt völlig von den Socken.

Moderator Lindemann: Ach du liebe Zeit… der is ja wirklich gekommen! Herr Bundeskanzler, leibhaftig! Mir ham nur gesagt: „Da kommt heut einer, den alle kennen tun.“ Ich hab gedacht, vielleicht der Bürgermeister. Aber Sie! Ja, also… Guten Abend, Herr Merz. Setzen Se sich, bitte. Ich hab nix vorbereitet, keinen Plan, nur’n Zettel hier vom Sender. Da steht drauf: „Frag irgendwas.“ Na ja… also Herr Bundeskanzler, worüber wollen wir denn so reden?

Merz: Ich freue mich, dass ich meine Gedanken hier präsentieren kann. Ich habe oft betont: Die neue Wehrpflicht ist nicht nur eine Frage der Armee. Sie ist auch eine Frage der Verantwortung in der Gesellschaft. Wir alle wissen: Es geht am Ende um die Sicherheit unseres Landes. Einige müssen den Kopf hinhalten, zum Wohle Deutschlands.

Moderator Lindemann: Mein Enkel hat gestern wieder den Rasen nicht gemäht. Ich hab’s dann selber gemacht. Der Mäher läuft mit Benzin. Kommt das eigentlich auch aus Russland? Ich weiß so was ja nicht.

Merz: Die Energiepreise sind gewiss eine Belastung, das bestreite ich nicht. Lassen Sie mich hinzufügen: Wir investieren bereits massiv in neue Quellen wie Luft und Helligkeit bei Tag. Und ich sage klar, es bleibt unser Ziel, unabhängiger zu werden – Schritt für Schritt. Und ich füge hinzu: Besser ist Gleichschritt, da darf uns niemand aus dem Takt bringen.

Moderator Lindemann: Bei uns im Vereinsheim leidet die Heizung an Gasmangel. Da haben wir einfach Teelichter auf die Tische gestellt. Wurde auch warm, jedenfalls für die Finger. Sagen Sie mal, Herr Merz: Ist das jetzt schon die Energiewende?

Merz: Was ich betonen möchte: Teelichter sind günstiger, aber das CO2, das entsteht, widerspricht unseren Plänen. Auch die Renten müssen langfristig stabil bleiben. Wir können das aber nur sichern, wenn wir auch unbequeme Veränderungen angehen, so wie Sie im Vereinsheim. Und vergessen wir nicht: Jede Generation verlässt sich auf die nächste. Ihre jungen Vereinskameraden können daran schon mal Verzicht üben. Das kann schneller notwendiger werden als gedacht. Stichwort: Feldzug nach Osten.

Moderator Lindemann: Meine Frau spart und steckt Geld in Kaffeedosen. Stehn unten im Keller. Ich sag immer: „Da is es sicher.“ Machen wir schon seit zwanzig Jahren so. Ist das sicher, wenn die Russen kommen? Muss man da überhaupt was ändern, Herr Merz? Vorsorge is doch Vorsorge, oder nich?

Merz: Eines will ich klarstellen: Steuergerechtigkeit ist entscheidend. Sie können, wie Sie sagen, von Ihrer guten Rente noch etwas abzweigen und sparen. Die Menschen erwarten, dass Lasten fair verteilt sind. Wir alle wissen, das ist keine leichte Aufgabe, aber sie bleibt zentral für diese Regierung.

Moderator Lindemann: Also bei uns am Frühstückstisch. Drei Brezeln aufm Teller. Meine Frau nimmt die größte, ich krieg die kleinste. Da hab ich nix gesagt, weil’s eh keinen Sinn hat. Fair war’s nicht. Herr Merz, is das mit den Steuern auch so – wer am lautesten zugreift, kriegt das Beste?

Merz: Unsere Kinder verdienen das Beste. Dazu gehört auch zu lernen, für später vorzusorgen. Unsere Kinder sind die Zukunft, und das sage ich nicht zum ersten Mal. Sie brauchen bessere Bildung, damit sie in einer schwierigen Welt bestehen. Lassen Sie mich hinzufügen: Jedes verlorene Jahr mindert ihre Chancen. Ich gebe zu, dass die vielen Kinder, die kein Deutsch können, das Lernen für alle schwerer machen.

Moderator Lindemann: Mein Enkel hat mir Mathe erklärt. Prozentrechnung. Ich hab nix verstanden. Er sagt: „Opa, das ist leicht.“ Ich sag: „Rechne du, ich hol Bier.“ Und sein Freund Ali habe gesagt, er braucht das Rechnen gar nicht. Das Bürgergeld kommt ja auch so. Meinen Sie, so lernt der Bub genug für die Zukunft?

Merz: Herr Lindemann, Sie wissen doch, das hängt alles zusammen. Wer wenig verdient, ist öfters krank. Unser Gesundheitssystem steht unter Druck, das kann niemand leugnen. Wir müssen es stabilisieren für alle die hier wohnen, auch wenn es große Anstrengungen erfordert. Und ich sage klar: Gesundheit darf keine Frage des Geldbeutels sein. „Arme Leute sterben früher“, soll keine Regel werden.

Moderator Lindemann: Mein Arzt hat gesagt, weniger Schnaps. Ich hab’s probiert, ging nicht. Denn hab ich gedacht: mit Schnaps kann man doch die Bakterien gleich desinfizieren. Herr Merz, wär das nicht auch ’ne Lösung?

Merz: Nicht unbedingt. Sie sprachen eben von Vorsorge im Keller, vielleicht auch mit eingelegtem Gemüse und Marmelade. Also nehme ich an, dass Sie selbst längst ein kleines Häuschen zusammengespart haben. Doch viele Menschen haben diese Möglichkeit nicht. Wir müssen mehr bauen, schneller bauen und bezahlbar bauen. Wohnen bleibt eine Grundvoraussetzung für Würde.

Moderator Lindemann: Meine Nachbarin zahlt 1200 Euro mehr für Strom im Jahr. Sagt: „Der Habeck is schuld. Der hat gesagt, er hat nur getan, was seine Wähler wollten.“ Ich hab gesagt: „Frag doch mal den Herrn Merz, warum er das nicht ändert.“

Merz: Die Inflation durch Strom und Gas ist ein ernstes Problem, das sage ich seit Monaten. Aber wir wollen keine billige Energie von Putin. Doch die Preise müssen wieder stabil werden, selbst beim fünf Mal teureren Flüssiggas aus USA. Ich füge hinzu: Ohne Preisstabilität gibt es kein Vertrauen in die Wirtschaft.

Moderator Lindemann: Ja, die Wirtschaft. So lange sie noch da ist. Dann ist der Ofen ganz aus. Es müsste doch auch ein Kartoffelzusatzgeld geben für kleine Leut. So wie früher, bei den Lebensmittelmarken.

Merz: Lebensmittelmarken, das war früher. Heute kriegen Sie dafür bald ’ne App aufs Handy. Die regelt dann alles ganz gerecht, damit niemand über die Stränge schlägt. Ich habe oft betont: Wirtschaftswachstum ist der Schlüssel für gute Löhne. Leistung muss sich lohnen. Wir arbeiten einfach zu wenig – sechs Wochen Urlaub und drei Wochen krank, das geht auf Dauer nicht.

Moderator Lindemann: Bei uns in der Werkstatt hat der Heiko gesagt: Von den geschobenen Überstunden bleibt ihm fast nix. Das Netto wird kaum mehr. Herr Merz, is das die Dynamik, von der Sie reden?

Merz: Sicherheit ist das Fundament, das will ich ganz deutlich sagen. Wir müssen das Vertrauen der Bürger in den Staat stärken. Lassen Sie mich hinzufügen: Ohne Vertrauen keine Stabilität. Und alle, die mich kritisieren, sägen an der Demokratie.

Moderator Lindemann: Bei uns im Dorf ham sie neue Laternen hingestellt. Zwei Wochen später kaputt. Da hab ich gesagt: „Seht ihr, auf Laternen kann man sich nicht verlassen.“ Herr Merz, sind Politiker mehr wie Laternen oder mehr wie eichene Wirtshaustische?

Merz: Ich habe gesagt und wiederhole es: Wir wollen in den nächsten zwanzig Jahren unserer Regierungszeit viel verbessern, auch die medizinische Versorgung auf dem Land. Die Menschen erwarten zu Recht, dass sie nicht vergessen werden. Und ich sage: Das bleibt eine wichtige Aufgabe dieser Regierung.

Moderator Lindemann: Ich hab drei Monate auf Röntgen warten müssen. Da hab ich gesagt: „Bis dahin is die Hüfte von alleine krumm.“ Herr Merz, darf ich bei Ihnen im Kanzleramt mal zum Arzt, geht’s da schneller?

Moderator Lindemann (blickt auf die Uhr, steht halb auf): So, lieber hochverehrter Herr Bundeskanzler, jetzt müssen wir langsam Schluss machen. Die letzte Straßenbahn fährt um zehnfuffzich. Zu Fuß wär mir mit der Hüfte zu weit. Und Taxi is nich drin, viel zu teuer. Heim zu Mutti und zum Feierabendbier. Und ein ganz dickes Dankeschön an Sie, dass bei Aldi der halbe Liter Bier in der Plastikflasche nur 38 Cent kostet. So kann man die Politik besser vergessen. Darf ich Sie mal besuchen im Kanzleramt, wenn’s bei uns in der Wohnung zu kalt is? War ein netter Abend. Viel gehört, wenig verstanden. Aber das Publikum hat gelacht – und das reicht doch. Gute Nacht.

(Publikum johlt, Merz schaut betreten. Abspann läuft.)

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