Eine Personalauswahl nach Ludwigshafener städtischem Vorbild ist nicht unbedingt nur dystopisch. BASF, größter Arbeitgeber in Ludwigshafen, beschäftigt allein dort rund 39.000 Menschen. Würden Bewerber für Vorstandsposten vorab aussortiert, wie Oberbürgermeisterkandidaten, dann gute Nacht.
Von Meinrad Müller
BASF ist ein Weltkonzern mit Haltung?
BASF ist ein Weltkonzern mit 46 Milliarden Euro Umsatz, internationaler Ausrichtung. Doch in Ludwigshafen weht ein anderer Wind. Die Stadtverwaltung hat gerade gezeigt, wie politische Selektion heute funktioniert. Sehen sich Konzerne künftig genötigt, dieses Verfahren anzuwenden?
Stärkste Partei – aber gestrichen vom Wahlzettel
Die AfD wurde bei der Bundestagswahl 2025 stärkste Partei in Ludwigshafen. In einer Industriestadt mit Arbeitern, ehemaligen SPD-Wählern. Trotzdem darf ihr Kandidat nicht einmal auf dem Wahlzettel stehen. Der Landtagsabgeordnete Joachim Paul wurde von der Oberbürgermeisterwahl ausgeschlossen. Durch Beschluss eines Wahlausschusses. Nicht wegen einer Straftat. Nicht wegen eines Verbots. Sondern wegen eines Gutachtens des weisungsgebundenen Verfassungsschutzes des Bundesländchens Rheinland-Pfalz. (Gutachten Download unten)
Es enthält keine Vergehen. Nur kritische Meinungen, ein Zitat aus dem Herr der Ringe, ein Artikel über das Nibelungenlied und eine Rede vor einer Burschenschaft. Doch das reichte. Der städtische Wahlausschuss: Dieser Mann darf nicht kandidieren. Vor Gericht hätte das Pamphlet keinen Bestand.
Gesinnung statt Kompetenz
Was, wenn BASF dieses Modell übernimmt?
Stellen wir uns eine Wirtschaft vor, die sich diesem politischen Prinzip anpasste. Nicht mehr Qualifikation entscheidet, sondern Haltung. Behörden und Betriebe kennen sich, tauschen sich aus.
Ein Aufsichtsratsposten bei BASF ist mit rund 670.000 Euro Jahresvergütung plus Boni dotiert. Wer diesen Posten besetzen will, muss künftig nicht nur Wirtschaft verstehen, sondern auch politisch korrekt sein. Auch einem Verhältnis zur größten Partei in Ludwigshafen, der AfD, muss zuvor abgeschworen werden.
Die fiktive Stellenausschreibung liest sich dann so:
Gesucht wird ein Aufsichtsratsvorsitzender.
Erwartet werden wirtschaftliche Exzellenz und verfassungskonforme Gesinnung. Bitte legen Sie Ihrer Bewerbung ein öffentlich einsehbares Haltungsgutachten bei.
Nicht erwünscht sind Bewerber mit folgenden Merkmalen:
- Veröffentlichung in konservativen oder regierungskritischen Medien
- Positive Bezugnahme auf Karl Martell, Nibelungenlied oder Herr der Ringe
- Kritische Aussagen über Integrationsprobleme in deutschen Städten
- Fotos mit der OK-Handgeste
- Fehlende Genderformeln im Lebenslauf
- Keine öffentlich dokumentierte Distanzierung von der AfD
- Besuche patriotischer Veranstaltungen
- Verwendung des Begriffs Remigration, auch als Zitat
Ein Schritt weiter – oder zu weit?
Was hier noch als Fiktion erscheint, ist in Wahrheit nur ein Schritt weitergedacht. Die Methode ist bereits erprobt. Heute trifft es einen Bürgermeisterkandidaten. Morgen den Bewerber im Vorstand. Und übermorgen den Mittelständler beim Förderantrag.
Wenn Haltung wichtiger ist als Eignung, wenn politische Vorprüfung zur Norm wird, wenn Verwaltungsapparate bestimmen, wer überhaupt noch zugelassen wird, dann ist die Idee der freien Gesellschaft erledigt.
Deutschland bewegt sich. Aber nicht in Richtung Zukunft, sondern zurück in einen Gesinnungsstaat mit Bewerbungsfilter.
Download Gutachten
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