US-Notenbankchef Gerome Powell machte beim jährlichen Treffen am 22. August in Jackson Hole Andeutungen, dass es im September die erste Zinssenkung in den USA in diesem Jahr geben könnte. Börsen darauf erst mal nach oben.
Von Andreas Männicke
Beim jährlichen Notenbanktreffen in Jackson Hole am 22. August deutete FED-Chef Jerome Powell an, dass es im September die erste Zinssenkung dieses Jahres geben könnte. US-Präsident Trump fordert bereits seit Langem eine deutliche Senkung um einen vollen Prozentpunkt und kritisierte Powell, den er als „Mr. Late Come“ bezeichnete. Er wirft ihm vor, die Lockerung der Geldpolitik zu spät einzuleiten.
Auslöser sind nicht sinkende Inflationsraten, sondern schwache Arbeitsmarktdaten der vergangenen zwei Monate, die auf eine mögliche Stagflation hindeuten – also stagnierendes Wachstum bei gleichzeitig hoher Inflation. Powell betonte, dass die FED vor großen Herausforderungen steht und aktuell der wirtschaftlichen Entwicklung mehr Gewicht beimisst als den Preissteigerungen.
Positive Reaktionen an Aktien-, Rohstoff- und Kryptomärkten
Die Märkte reagierten erfreut auf die Zinssenkungsfantasien. Der S&P 500 legte am Freitag um 1,5 % auf 6.466 Punkte zu und näherte sich damit erneut dem Allzeithoch von 6.481 Punkten. Auch der DAX stieg um 0,3 % auf 24.363 Punkte. Seit Jahresbeginn ergibt sich damit ein Plus von 21,7 % für den DAX und von 10,2 % für den S&P 500. Der Euro gewann leicht von 1,16 auf 1,17 EUR/USD.
Auch Rohstoffe profitierten: Gold stieg um 1 % auf 3.372 USD je Unze, Silber sogar um 2 % auf 38,9 USD. Fast alle Industrie- und Edelmetalle lagen im Plus – Anleger werteten Powells Signale als lang ersehnte Wende.
Besonders dynamisch entwickelten sich Kryptowährungen: Ethereum (ETH) kletterte um 14 % auf ein neues Jahreshoch von 4.781 USD. Seit dem Tief vom 7. April 2025 hat sich der Kurs damit fast verdreifacht. Bitcoin stieg zunächst von 112.000 auf 117.000 USD, korrigierte jedoch übers Wochenende wieder auf 114.000 USD.
Ukraine-Konflikt: Trump will Bewegung in Friedensprozess bringen
Auch beim Ukraine-Krieg scheint Bewegung in Richtung Verhandlungen zu kommen. Nach einem Treffen zwischen Putin und Trump am 15. August in Alaska – das offiziell ergebnislos blieb – steht nun ein mögliches direktes Treffen zwischen Putin und Selenskyj im Raum. Dies ist zumindest der Wunsch des US-Präsidenten.
Der russische Außenminister Lawrow betonte jedoch, dass zunächst eine Tagesordnung abgestimmt werden müsse. Ein Termin oder Ort für ein Treffen steht noch nicht fest. Ungarns Präsident Orban hat angeboten, ein solches in Budapest zu organisieren.
Schwierige Details und offene Fragen
Die Positionen Russlands und der Ukraine liegen weiterhin weit auseinander. Vor allem Fragen zu territorialen Ansprüchen und Sicherheitsgarantien sind ungeklärt. Russland lehnt NATO-Soldaten als Beobachter strikt ab. Zwischenzeitlich wurde sogar vorgeschlagen, die Türkei in den Friedensprozess einzubeziehen – inklusive eines möglichen Einsatzes türkischer Soldaten.
Währenddessen setzen russische Truppen ihre Offensiven fort, insbesondere rund um Pokrowsk in der Region Donezk, die nach wie vor stark umkämpft ist.
Sollte es dennoch 2025 zu einem Waffenstillstand oder gar Friedensvertrag kommen, könnten insbesondere ukrainische und polnische Aktien profitieren. Gleichzeitig belasten steigende Verteidigungsausgaben die Haushalte vieler westlicher Staaten, deren Steueraufkommen dafür nicht ausreicht – zumal die Wirtschaft stagniert.
Schock an der Warschauer Börse: Banken unter Druck
Zusätzliche Belastung kam zuletzt aus Polen. Die Regierung kündigte an, die Körperschaftsteuer für Banken von 19 % auf 30 % zu erhöhen. Infolge brachen Bankaktien an der Warschauer Börse am Freitag um über 10 % ein. Der PTX-Index verlor über 5 % an einem Tag.
Dabei gehörte Polen bis dahin zu den Outperformern unter den Weltbörsen: Im Hoch des Jahres lag der PTX bereits über 40 % im Plus. Nach der Korrektur verbleiben immerhin noch +33 % seit Jahresbeginn. Auch andere osteuropäische Märkte wie Prag und Budapest entwickelten sich mit +35 % (CTX) bzw. +31,7 % (HTX) besser als der DAX.
Osteuropas Börsen bleiben starke Performer
- Bulgarien: +22 % im laufenden Jahr
- Rumänien: +22 %
- CECE-Bankenindex (Polen, Ungarn, Tschechien): +36 %
Auch Österreichs Raiffeisen Bank International (RBI) profitierte von dieser Entwicklung. Nach einer Empfehlung im Börsenbrief East Stock Trends stieg der Kurs um 20 %.
2023 gehörten 12 osteuropäische Börsen zu den 30 weltweit besten. 2024 schafften es erneut 9 in diese Liste. Auch 2025 liegt Osteuropa mit mehreren Märkten klar vor dem DAX.
Fazit: Chancen jenseits des Westens
Wer über den Tellerrand hinausblickt, findet in Osteuropa weiterhin attraktive Anlagechancen. Neben klassischen Märkten wie Polen, Tschechien und Ungarn bieten auch das Baltikum, Südosteuropa und die GUS-Republiken Potenzial. Trotz geopolitischer Risiken bleibt die Region einer der dynamischsten Aktienräume weltweit.
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