Katherina Reiche, CDU-Wirtschaftsministerin, sagt: „Wir können nicht ein Drittel des Erwachsenenlebens in Rente verbringen.“ Damit beleidigt sie alle Rentner. Die Deutschen, so Reiche, sollen länger arbeiten, am besten bis kurz vor die Bahre.
Von Meinrad Müller
Tritt Frau Reiche etwa in die Fußstapfen von Robert Habeck, dem Mann mit der bekannten Taschenrechnerallergie? Jenem Philosophen im Ministerrang, der zwar den Strommarkt reformieren wollte, aber am kleinen Einmaleins scheiterte? Dabei ziert selbst den einfachsten Schreibtisch ein solarbetriebener Taschenrechner, zuverlässig wie ein Finanzbeamter, aber weit weniger ideologisch.
Wenn Reiche rechnen könnte
Sie hätte ihren Blick einfach einmal über den Rhein werfen können, dorthin, wo man das Leben genießt: Frankreich. Dort liegt das durchschnittliche Renteneintrittsalter bei 62,4 Jahren, die Rentenbezugsdauer bei satten 23,6 Jahren. Und in Deutschland? Eintritt mit 66,3 Jahren, Rentendauer 19,3 Jahre. Macht ein sattes Minus von über vier Jahren Lebensfreude oder, wie die Franzosen sagen würden: vier Sommer ohne Rotwein.
Möglich, dass die Franzosen so alt werden, weil sie schon mittags in der Kantine zum Rotwein greifen. Entspannung genießen, statt Kantinen-Wurst mit Sauerkraut und Cola Zero. Oder liegt es daran, dass der Bordeaux günstiger ist als Evian Mineralwasser? Auch dank üppiger Subventionen aus Brüssel, an denen der deutsche Steuerzahler kräftig mitwirkt?
Plünderung der Rentenkassen
Was sie nicht sagt: Die Rentenkasse ist nicht einfach so leer geworden, sie wurde geplündert. Seit 1957 zweigt der Staat Milliarden aus der Rentenkasse ab, um Aufgaben zu finanzieren, die mit Rente nichts zu tun haben: Wiedervereinigung, Migration, Bürgergeld. Bereits 2022 fehlten laut Aktion Demokratische Gemeinschaft (ADG) über 40 Milliarden Euro. Die Rentenkasse wurde so zur staatlichen Nebenbuchhaltung , während man dem Beitragszahler erzählt, er sei schuld am angeblichen Loch. Wäre dieses Geld drin geblieben, wären die Renten heute deutlich höher und die moralischen Appelle aus dem Wirtschaftsministerium überflüssig.
Vier Mal weniger Weihnachten in Deutschland
23,6 Jahre Rente in Frankreich, 19,3 Jahre in Deutschland, das sind über vier Jahre Unterschied. Oder anders gesagt: vier entgangene Weihnachten, vier Sommer ohne Gartenstuhl, viermal kein Opa bei der Einschulung.
Und Russland? Dort stirbt der durchschnittliche Rentner noch früher.
Die Männer dort gehen mit 60 in Rente und leben im Schnitt nur noch 14,8 Jahre. Ob’s am billigen Wodka liegt oder an den harten Wintern, wer weiß. Aber Reiche scheint sich ein Beispiel daran zu nehmen.
Will sie wirklich, dass der Deutsche genauso früh stirbt wie der Russe?
Hauptsache, man hat vorher noch ordentlich geschuftet.
Und der Branntwein beim Discounter bleibt billig.
Irgendwie muss man sich über dieses Debakel hinwegtrösten.