Am 22. September 2025 wird die Porsche AG aus dem DAX herabgestuft und in den MDAX versetzt. Drei Jahre nach dem gefeierten Börsenstart folgt der Rückzug in die zweite Reihe. Symbol für die deutsche Autoindustrie?
Von Meinrad Müller
Der DAX bündelt die 40 größten und meist gehandelten börsennotierten Konzerne Deutschlands
Der DAX bündelt die 40 größten und meist gehandelten börsennotierten Konzerne Deutschlands. Der MDAX versammelt die 50 nächstgrößeren Unternehmen direkt dahinter. Der Platz im DAX bringt Sichtbarkeit, Prestige und kontinuierliche Nachfrage aus Indexfonds, die den Leitindex abbilden. Der Umzug in den MDAX bedeutet weniger Aufmerksamkeit im internationalen Blickfeld, geringere automatische Kapitalzuflüsse und deutlich mehr Begründungspflicht gegenüber Anlegern, die nun genauer auf Aufträge, Margen und Cash schauen.
Die Hälfte der Investition ist weg
Der Ausgabepreis am 29. September 2022 lag bei 82,50 Euro je Aktie. Heute pendelt die Notierung um die 44 Euro. Wer zum Börsengang 100.000 Euro in Porsche investierte, sieht aktuell nur noch ungefähr 53.700 Euro im Depot. In Luft aufgelöst, wie das CO₂, haben sich die Träume der Porsche-Anleger, die den Startknall des IPOs als Eintrittskarte in einen langen Aufschwung verstanden hatten. Diese Rechnung ist nüchtern, unbestechlich und in den Depots fühlbar.
Warum Porsche fällt
Für eine Marke, die jahrzehntelang als Synonym für technische Souveränität und Preissetzungsmacht stand, ist das ein schmerzhafter Einschnitt, den niemand mehr schönreden kann. Der Rückenwind aus China ist spürbar abgeflaut, weil heimische Hersteller mit Tempo in die Premiumzone drängen und der frühere Statusbonus deutscher Marken weniger trägt. In den Vereinigten Staaten belastet ein Einfuhrzoll von 27,5 Prozent EU-Autos; ohne Fertigung vor Ort frisst das direkt Marge und nimmt der Preissetzung den Spielraum. Im Heimatmarkt addieren sich Gewinnkürzungen, verschobene Projekte und ein strenger Sparkurs. Die Summe dieser Faktoren erklärt den Indexabstieg besser als jede Presseformel, denn sie landet am Ende in den Zahlen, welche die Börse täglich bewertet.
Berlin trägt Verantwortung
Die Standortkosten sind zu hoch, die Planung ist zu zäh und die Belastung für Besserleister ist zu groß. Energiepreise liegen oberhalb dessen, was Wettbewerber in anderen Industrieländern zahlen. Spitzensteuern nehmen denen die Luft, die investieren und Risiken tragen sollen. Genehmigungen dauern zu lange, sodass selbst simple Vorhaben zu Mammutübungen werden. Wer Aufstieg will, darf Leistung nicht bestrafen. Wer Wertschöpfung erwartet, muss verlässliche Rahmen setzen, damit Investitionen wieder kalkulierbar sind und Käufer im Premiumsegment nicht das Gefühl bekommen, für ihre Kaufentscheidung auch noch um gesellschaftliche Absolution bitten zu müssen.
Wer Porsche kauft, will den brummenden Benziner
Porsche lebt vom Versprechen der Souveränität auf der Straße, von Emotion, Klang und einem Fahrerlebnis, das keine Fußnote braucht. Die große Umarmung des Elektro-Zeitgeists hat viele Stammkunden nicht mitgenommen, weil sie in dieser Marke weniger eine technische Fingerübung sehen als einen Charakter mit klarer Stimme. Prospekte können viel erklären, aber am Ende zählt das Gefühl im Bauch und der Klang im Ohr. Wer Porsche wählt, erwartet ein Erlebnis, das sich nicht rechtfertigen muss, sondern überzeugt.
Werkbank statt Waffenbank
Die Idee, die Margen über Rüstungsfertigung zu entlasten, hat in der Belegschaft entschiedenen Widerspruch gefunden. Der Konzernbetriebsrat macht unmissverständlich deutlich, dass Kriegswaffen aus Porsche-Werken keine Option sind, und verweist dabei ausdrücklich auf die Unternehmensgeschichte. Übersetzt in Alltagssprache bedeutet das: Kein Panamera mit aufmontiertem Maschinengewehr, keine Militär-Sonderlinie als kurzfristige Renditebrücke. Diese Haltung ist klar, sie ist nachvollziehbar und sie schont die Marke vor einem Imageschaden, den kein Quartalsgewinn heilen würde.
Wohin die Reise gehen sollte
Der DAX ist kein Schönheitswettbewerb, sondern ein Messgerät für Größe, Handelbarkeit und Zutrauen. Porsche hat genug Substanz, um wieder oben mitzuspielen, doch dafür müssen die nächsten Entscheidungen sitzen. Die Marke ist stark, die Ingenieure sind fähig, die Kundschaft ist vorhanden, wenn man ihr das richtige Angebot macht. Wer Porsche sagt, sollte wieder an Leistung denken dürfen, die den Puls hebt und die Bilanz stärkt.



