Das bevorstehende Treffen zwischen Donald Trump und Wladimir Putin in Anchorage sorgt in Brüssel für kollektive Schnappatmung. Sie alle fürchten einen Deal, der ohne Europa und ohne die Ukraine geschlossen wird.
Von Meinrad Müller
Merz tüftelt und strampelt um die eigene Haut zu retten. Heute hat er in aller Eile eine Videokonferenz aufgesetzt. Macron, Meloni, Tusk, Stubb, Sunak, von der Leyen und Selenskyj durften dabei sein. Heraus kam das übliche Papier: Frieden nur mit der Ukraine am Tisch. Merz präsentiert das, als hätte er den Kurs des US-Flugzeugträgers verändert. In Wahrheit paddelt er im Ruderboot und hofft, dass ihn noch jemand bemerkt.
Krisenakrobatik am Katzentisch
Merz telefoniert mit Trump, als würde ein schneller Anruf genügen, um den großen Zampano von seiner Linie abzubringen. Wer genau hinsieht, erkennt einen Mann, der strampelt, um auf Fotos zu bleiben, während die eigentlichen Entscheidungen woanders fallen.
Napoleone im Abseits
Alaska, liegt 85 km nah Russland und weit von Europa. Für Putin bequem zu erreichen. Für die EU ein Symbol ihrer eigenen Fehlentscheidungen. Mit Milliarden für Rüstung gossen sie Benzin ins lodernde Feuer der Ukraine. Sie gingen Selenskyj auf den Leim, spielten Hobby-General und glaubten, der Krieg würde sie groß machen.
Die EU stellt Forderungen, aus welcher Machtposition?
Keine Landtausch-Deals ohne aktive Zustimmung der Ukraine.
Sofortiger und verbindlicher Waffenstillstand – als Bedingung für weitere Gespräche.
Ukraine muss Teil aller pazifischen und diplomatischen Gespräche sein.
Bindende Sicherheitsgarantien für die Ukraine zur Absicherung eines stabilen Friedens.
EU-Investitionen und Energieeinkäufe als Gegenleistung für zollpolitische Zugeständnisse.
Was, wenn Trump nicht auf die EU hört?
Wer wollte ihm wie drohen? Er stellt die Weichen um, ohne auf Ratschläge der EU zu hören. Wenn Trump seine Friedensformel durchsetzt, fahren die Salonswagen der europäischen Kriegstreiber in den Abgrund. Merz und Co. wissen, dass ihre Rolle dann ausgeträumt ist. Deshalb die hektische Diplomatie, das Austüfteln von Formulierungen, das Strampeln vor Kameras. Sie kämpfen nicht um Frieden, sondern um den letzten Rest politischer Bedeutung.
Schadenfreude ist auch Freude
Während Trump und Putin in Alaska vielleicht schon den neuen Grenzverlauf skizzieren, laufen in Brüssel die Pulsuhren heiß. Wer nicht am Tisch sitzt, wird zum Teil des Menüs. Wenn am Ende ein paar Napoleone aus den Salons fliegen, darf man sich erinnern: Schadenfreude ist auch Freude. Und Freude ist allemal besser als Tränen der Trauer.



