Dass Passagiere in der Lage waren, Sauerstoffmasken zu tragen, wirft ein neues Licht auf die Umstände des Absturzes von MH17. Die Info wurde jedoch erst letzte Woche veröffentlicht. Nach wie vor haben westliche Untersuchungsbehörden kein Interesse, den wahren Ursachen des Abschusses auf den Grund zu gehen. An der Absturzstelle liegen immer noch die Trümmer...
Von Natalia Kowalenko, Stimme Russlands / RIA Novosti
Neue Angaben zum Absturz der malaysischen Boeing über der Ukraine hat der niederländische Außenminister Frans Timmermans mitgeteilt. „Wie Sie wissen, wurde jemand mit einer an das Gesicht gepressten Sauerstoffmaske gefunden. Das heißt, er hatte Zeit, das zu tun“, sagte der Minister in der Sendung eines nationalen Fernsehsenders letzten Donnerstag.
Aus dieser Erklärung lassen sich zumindest zwei Schlussfolgerungen ziehen. Erstens wissen die Niederländer, unter deren Führung die internationale Untersuchung des Boeing-Absturzes in der Ukraine läuft, mehr als sie sagen. Denn früher wurde nichts von einer Person mit Sauerstoffmaske gemeldet, doch Minister Timmermans sprach darüber wie über eine bekannte Tatsache. Interessant ist, was die niederländischen Ermittler noch vergessen haben, oder was sie nicht als notwendig erachteten, der Öffentlichkeit mitzuteilen.
Die zweite Schlussfolgerung wäre, dass sich die vorherige Version vom augenblicklichen Tod der Passagiere der malaysischen Boeing nicht auf Tatsachen stützte, wurden doch die Sauerstoffmasken ausgeworfen und manche Passagiere konnten sie sogar aufsetzen. Das ändere alle Vorstellungen über das Geschehen an Bord der Maschine in den letzten Minuten ihres Flugs, betonen unabhängige Experten.
Übrigens sollten sich die Angehörigen und Freunde der Toten jetzt nicht mit Gedanken quälen, dass die Menschen vor ihrem Tod in vollem Maße den Schrecken der Situation gespürt haben.
Die Mehrheit von ihnen haben sehr schnell das Bewusstsein verloren, behauptet das Mitglied der Weltstiftung für Flugsicherheit Sergej Melnitschenko: „In einer Höhe von mehr als zehn Kilometern ist der Sauerstoffgehalt sehr niedrig, die Luft ist dünn. Deshalb erwiesen sich alle Passagiere und die Crewmitglieder bei der plötzlichen Enthermetisierung, zu der es kam, weil das Flugzeug in mehrere Teile zerbrach, in einem Milieu, in dem der Körper nicht existieren kann. Es beginnt das sogenannte Kochen des Blutes wegen des Stickstoff-Austritts. Das geschieht in einer sehr kurzen Zeitspanne. Vergessen wir auch nicht, dass in einer solchen Höhe die Außentemperatur unter minus 50 Grad Celsius liegt. Ein beliebiger Körper, der aus einer solchen Höhe abstürzt, entwickelt eine sehr hohe Geschwindigkeit, wobei es zu einem augenblicklichen Erfrieren kommt. Deshalb würde ich nicht sagen, dass mancher Passagier noch längere Zeit am Leben war.“
Tatsächlich zeugt das alles davon, dass die Untersuchung des Absturzes der Boeing über der Ukraine nicht normal durchgeführt wurde. Der Vorbericht der Experten stützte sich auf Bilder. Selbst jetzt, wo in der Ukraine eine Waffenruhe hergestellt wurde, beeilen sich die internationalen Experten nicht, an die Absturzstelle zu gelangen. Malaysias Vertreter schlossen nicht aus, dass man die Untersuchung möglicherweise auf das Frühjahr des kommenden Jahres wird verschieben müssen. Was die Experten nach dem schneereichen Winter dort noch vorfinden können, ist unverständlich.
Übrigens steht nicht fest, dass die Experten, wenn sie dennoch zu den Flugzeugtrümmern kommen sollten, darauf aus sind, die Wahrheit herauszufinden. In diesen Tagen sagte der Chef der ukrainischen Sicherheitsbehörde, Valentin Naliwajtschenko, dass seine Behörde angeblich bereits die Absturzursache der malaysischen Boeing „festgestellt“ habe, und dass jetzt die ukrainischen Ermittler nur noch an den Absturzort kommen müssten, um „das zu finden, was noch fehlt“.
Zweifellos kann man im Absturzraum der Trümmer der Boeing, nachdem ihn die ukrainische Armee anderthalb Monate lang aus Artilleriegeschützen und Grad- und Uragan-Mehrfachraketenwerfern umgepflügt hat, alles Mögliche finden. Doch eine Antwort auf die Anfrage des russischen Verteidigungsministeriums, welche ukrainischen Raketensysteme an jenem Tag in Betrieb waren und warum die Aufzeichnung der Gespräche der ukrainischen Fluglotsen mit der Boeing-Crew immer noch nicht zugänglich gemacht wurden, gibt es bis heute nicht. Außer Russland scheint niemand auf die Antworten auf diese Fragen zu warten.