Wer im Jahr 2005 nur tausend Dollar in eine kleine Firma namens Nvidia investierte, besitzt heute rund 2,5 Millionen Dollar. Ein märchenhafter Gewinn, geschaffen nicht durch Öl oder Stahl, sondern durch Rechenleistung, den neuen Rohstoff unserer Zeit.
Von Meinrad Müller
Die Macht der kleinen Chips
Nvidia baut Computerchips, kaum größer als ein Fingernagel. Doch diese winzigen Bausteine treiben die moderne Welt an. Sie stecken in Rechenzentren, in Forschungslabors und in Kliniken, auch in Diagnosegeräten wie MRT- und CT-Scannern, die Bilder in Sekunden auswerten. Diese Chips rechnen, wo die menschliche Intelligenz längst an ihre Grenzen stößt.
Von drei Ingenieuren zum Giganten
Was 1993 in Santa Clara, Kalifornien, mit drei Ingenieuren begann, ist heute ein Gigant. Nvidia zählt inzwischen rund 36.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 130,5 Milliarden US-Dollar. Dieser Umsatz entsteht nicht durch teure Werbung, sondern durch reale Nachfrage. Firmen, Forschungseinrichtungen und Regierungen bestellen Chip-Leistung in großem Stil.
Künstliche Intelligenz im Alltag
Künstliche Intelligenz ist keine ferne Zukunft mehr. Sie läuft längst und zwar für uns alle. Wenn wir bei Amazon einkaufen, bei Ebay stöbern, auf YouTube ein Video ansehen oder mit Google etwas suchen, dann genießen wir die Bequemlichkeit, ohne zu merken, dass im Hintergrund die KI arbeitet. Sie sortiert, vergleicht, lernt und macht unser Leben einfacher.
Ein Rechenzentrum für 500 Milliarden Dollar
Der Marktwert von Nvidia liegt inzwischen bei 4,57 Billionen Dollar, mehr als die jährliche Wirtschaftskraft von Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen. In Texas entsteht derzeit das größte Rechenzentrum der Welt, ein technisches Monument von gigantischem Ausmaß.
Die Anlage soll mehr als 400.000 Nvidia-Prozessoren beherbergen und nimmt eine Fläche ein, so groß wie rund 300 Fußballfelder. Damit die gewaltige Rechenleistung überhaupt betrieben werden kann, erhält das Zentrum ein eigenes Elektrizitätskraftwerk. Die Investition von 500 Milliarden Dollar entspricht nahezu dem gesamten deutschen Staatshaushalt eines Jahres, ein Projekt, das die Dimension der neuen digitalen Welt eindrucksvoll zeigt.
Weltherrschaft ohne Armee
So hat Nvidia, still und unscheinbar, die Weltherrschaft über die digitale Infrastruktur übernommen. Ohne Waffen, ohne Grenzen, nur mit Rechenleistung. Firmen, Regierungen und Wissenschaftler greifen auf dieselbe Quelle zu. Wie heißt es so schön: Das Bessere ist des Guten Feind. Wer diese Technik nutzt, schafft Vorteile, wer sie meidet, verliert.
Die Verweigerung des Fortschritts
Künstliche Intelligenz kann Fehler vermeiden, Prozesse beschleunigen und Wohlstand vermehren. Doch noch sitzen an vielen Schreibtischen Menschen, die sich mit dieser neuen Technik nie ernsthaft beschäftigt haben, aber dennoch mitreden, mit kommentieren und mitbestimmen und damit unbewusst über Nutzen oder Schaden entscheiden. Wer sich der Künstlichen Intelligenz verschließt, versagt der Gemeinschaft den Fortschritt, der längst möglich wäre.
Denn wohin uns die natürliche Intelligenz gebracht hat, das sehen wir ja.



