Bei VW stehen Golf und Tiguan kurz vor Produktionspause. Die Chipkrise trifft Deutschlands größten Autobauer mitten ins Herz. Zehntausende Jobs wackeln. Und das Management? Tut, als sei alles halb so schlimm.
Von Meinrad Müller
Hat das VW-Management gepennt?
Seit Wochen war klar, dass es bei den Chips eng wird. Doch in Wolfsburg herrschte Schweigen. Jetzt droht der Super-GAU: Wenn die Lieferungen ausbleiben, steht in wenigen Tagen die Bänder. Die Chipvorräte reichen kaum noch zwei Wochen.
Offiziell nennt VW eine kommende Pause eine „vorgezogene Inventur“. Insider sprechen von Panikmanagement. „Wir sollen so tun, als wäre alles Routine. Ist es aber nicht“, sagt ein Beschäftigter. Es ist die alte Krankheit der Konzerne: erst reden, wenn’s zu spät ist.
China dreht den Hahn zu – und Europa schaut zu
Der niederländische Chiphersteller Nexperia, eine Tochter des chinesischen Wingtech-Konzerns, steht unter Zwangsverwaltung. Die USA wollten Technologietransfers nach China stoppen, Peking reagierte prompt mit Exportverboten. Das Ergebnis: Bauteile fehlen, Fabriken stehen auf der Kippe.
In jedem Golf stecken Hunderte solcher Chips – für Airbag, Motorsteuerung, Batteriemanagement. Ohne sie läuft gar nichts. „Alternativen? Keine“, sagt ein Produktionsleiter.
Politik redet, Arbeiter zittern
Niedersachsens Ministerpräsident Olaf Lies ruft nach „schnellen Lösungen“. Doch was kommt? Nichts. Die neuen Chipwerke in Dresden und Magdeburg sind Jahre entfernt. Während Brüssel Papiere wälzt, gehen in Wolfsburg die Lichter aus.
Der Verband der Automobilindustrie warnt vor „erheblichen Einschränkungen“. Präsidentin Hildegard Müller fordert „pragmatische Lösungen“. Doch die Realität ist bitter: Die Arbeiter stehen vor Kurzarbeit, und die Bundesregierung schwafelt von „strategischer Souveränität“.
Die Aktie rauscht weiter ab
Der Kurs der VW-Aktie liegt bei 91,16 Euro – minus 38 Prozent in fünf Jahren. Analysten sprechen schon vom nächsten Absturz. Wenn China nicht einlenkt, könnte der Wert weiter fallen. Anleger fliehen in Tech und Pharma, weil sie kein Vertrauen mehr haben.
„Marktbereinigung“, sagen die Experten. In Wahrheit ist es ein Kontrollverlust. VW verliert Geld, Vertrauen und Zukunft – alles auf einmal.
Deutschlands Industriekrone rostet.
Golf, Tiguan, Käfer – Symbole eines Landes
Golf, Tiguan, Käfer – Symbole eines Landes, das einst exportierte, was die Welt wollte. Heute hängt es am Tropf fremder Chipfabriken. Die Politik hat’s verschlafen, das Management auch.
Wenn in Wolfsburg bald die Bänder stillstehen, dann nicht wegen fehlender Technik – sondern wegen fehlender Führung.
Meinrad Müllers Blog: www.info333.de/p



