
"Aber weder die politischen noch die wirtschaftlichen Entscheider haben ernsthafte Vorbereitungen getroffen", sagte Wehkamp. "Stattdessen wurden das öffentliche Gesundheitssystem, die Krankenhäuser und der Pflegebereich wissentlich in die Krise geführt." Aktuell würden große Bereiche des Gesundheitswesens nicht primär von gesundheitlichen, sondern von marktwirtschaftlichen Interessen gesteuert. Seit Jahren sei es vorrangig um die Kostensenkung von Staat und Krankenkassen sowie der Wachstumsförderung der Gesundheitswirtschaft gegangen. Die Folge: "Die Mitarbeiter in Pflege und Medizin wurden über die Maße belastet, die Arbeit ungemein verdichtet." Dadurch seien Qualitätsziele nicht erreicht worden und die Risiken für Patienten sowie Personal hätten zugenommen, so Wehkamp. "Das System wurde kaputtgespart und auf falsche Anreize ausgerichtet." Um die Motivation für Pflegekräfte trotz derzeitiger Umstände aufrecht zu erhalten, fordert Wehkamp Anerkennung. Diese müsse dadurch erfolgen, "dass man die Stimme der Pflege hören will und auch wirklich hört". Dazu reiche nicht die Zahlung einer einmalige Prämie, wie sie von Seiten der Bundesregierung beschlossen wurde. "Ich hoffe, dass die jetzige Krise uns bewusstmacht, dass die Ökonomisierung der Krankenhäuser gescheitert ist. Dass Kliniken nicht gewinnorientiert arbeiten sollten." Außerdem dürfe nicht an medizinischen Fachkräften gespart werden, die die Qualität der gesundheitlichen Versorgung sichern, sagte Wehkamp.
Foto: Krankenhausflur, über dts Nachrichtenagentur