
Der Kanzler habe zwar eine "Zeitenwende-Rede" gehalten, aber "im Nachhinein Angst vor seinen eigenen Worten bekommen". Zwar versteht Chodorkowski Deutschlands Position "als eine Volkswirtschaft, die 20 Jahre lang weitgehend auf billige russische Energie baute" und geht davon aus, dass die Deutschen "zu diesen fetten Jahren zurückkehren möchten"; aber in einem Krieg müsse man die eigenen Fehler schneller anerkennen. Konkret meint Chodorkowski, dass Deutschland keinen "Plan B" für seine Energieversorgung hatte und noch dazu überstürzt den Ausstieg aus der Atomkraft beschloss. Die von Putin ausgerufene Teilmobilmachung sieht Chodorkowski als Zeichen der Schwäche, aus einem sehr weitreichenden Grund: "Eine Generalmobilmachung wagt Putin bisher nicht. Denn sie bedeutet, den normalen Bürgern Waffen zu geben. Das hat in der russischen Geschichte mehrfach zu einem Regimewechsel geführt", sagt er. So habe auch der weißrussische Machthaber Alexander Lukaschenko eine Generalmobilmachung angekündigt, diese aber nie umgesetzt.
Foto: Michail Borissowitsch Chodorkowski, über dts Nachrichtenagentur