Von Michael Mross
Gold und Silber erleben 2025 eine atemberaubende Rallye: Der Goldpreis hat seit Jahresbeginn um rund 40 Prozent zugelegt und schloss am Freitag, den 20. September, bei 3.684 US-Dollar pro Unze, während Silber mit einem Plus von 49 Prozent auf 43 US-Dollar pro Unze seinen höchsten Stand seit 2011 erreichte. Was treibt diese Preisentwicklung an?
Der Surge bei Gold und Silber ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer perfekten Mischung aus makroökonomischen und geopolitischen Faktoren. Zunächst die wirtschaftliche Lage: Die Federal Reserve hat eine Zinswende eingeleitet. Niedrigere Zinsen machen zinstragende Anlagen weniger attraktiv, während Gold und Silber als Inflationsschutz glänzen. Anhaltende Inflationsängste, getrieben durch Trumps Zollpläne und steigende Staatsverschuldung, verstärken diesen Effekt. Der US-Dollar schwächelt – und da Gold in Dollar notiert, steigt sein Preis automatisch, wenn der Greenback fällt.
Geopolitik heizt das Feuer an: Der Ukraine-Krieg, Spannungen im Nahen Osten und Trumps protektionistische Politik schaffen Unsicherheit, die Investoren in Safe-Haven-Assets wie Gold treibt. Zentralbanken spielen eine Schlüsselrolle: Sie haben 2025 bereits Hunderte Tonnen Gold gekauft, mit Prognosen von 900 Tonnen für das ganze Jahr – ein Rekordhoch. ETFs und Investoren in China und Indien folgen: Gold-ETFs haben Zuflüsse von Milliarden gesehen, was die Preise weiter antreibt.
Bei Silber kommt der industrielle Bedarf hinzu: Als Schlüsselmetall für Solarpaneele, E-Autos und Elektronik profitiert es von der Grünen Transformation. Der globale Silberdefizit – Nachfrage übersteigt Angebot um 15 Prozent – verstärkt den Druck. Zusammen mit dem Gold-Faktor (hohes Gold-Silber-Verhältnis von 86:1 signalisiert Unterbewertung) ergibt das eine explosive Mischung.
Die Expertenwelt ist einhellig: Die Rallye hat noch nicht ihr Ende erreicht. J.P. Morgan sieht Gold als "optimalen Hedge gegen Stagflation, Rezession und US-Politikrisiken" und prognostiziert anhaltende Zentralbankkäufe sowie ETF-Zuflüsse. Gregory Shearer, Head of Precious Metals Strategy, betont: "Zentralbanken sind noch nicht fertig mit Gold – politische Unsicherheit treibt den Kaufrausch 2025 weiter."
Goldman Sachs hebt die Konkurrenz um physisches Gold hervor: "Zentralbanken und ETFs konkurrieren um dasselbe Metall, was Preise weiter treibt." Lina Thomas warnt jedoch vor Abwärtsrisiken: Weniger Zinssenkungen könnten den Schwung bremsen, doch Upside durch Schuldenängste überwiegt.
Bei Silber sind die Stimmen noch bullisher: Sprott's Maria Smirnova hebt den industriellen Boom (Solar, EVs) und Lieferdefizite hervor: "Silber wird 2025 Gold überholen." UBS' Joni Teves sieht einen "gravitativen Pull" durch Gold und geopolitische Risiken. InvestingHaven warnt vor Volatilität, prognostiziert aber Allzeithöchststände: "Silber ist unterbewertet – der Ratio-Squeeze kommt."
Kritische Nuancen: Einige wie HSBC betonen, dass Silbers Rallye "mehr vom Gold abhängt als von Fundamentals", und warnen vor Korrekturen bei abklingender Unsicherheit. Dennoch: Der Konsens ist bullish, mit Fokus auf De-Dollarisierung und grüne Tech.
Die Prognosen für Jahresende sind ambitioniert. Für Gold rechnen Analysten mit weiteren Rekorden:
| Institution | Gold-Ziel (Ende 2025) | Begründung |
|---|---|---|
| Goldman Sachs | 3.700 USD/oz | Zentralbankkäufe + ETF-Zuflüsse |
| J.P. Morgan | 3.675 USD/oz | Politische Unsicherheit + Diversifikation |
| InvestingHaven | 3.800 USD/oz | Bullenmarkt-Fortsetzung |
| UBS | 3.800 USD/oz | Tarife + De-Dollarisierung |
| BullionVault (User-Konsens) | 3.070 USD/oz | Moderate Steigerung |
Durchschnittlich: Rund 3.500–3.700 USD/oz, mit Upside-Potenzial auf 4.000 bei Eskalationen.
Für Silber sind die Ziele explosiver, dank industrieller Nachfrage:
| Institution | Silber-Ziel (Ende 2025) | Begründung |
|---|---|---|
| ChatGPT-4 (AI) | 46–56 USD/oz | Hohe Nachfrage + Defizit |
| InvestingHaven | 50 USD/oz | ATH-Test + Ratio-Squeeze |
| HSBC | 35 USD/oz (Durchschnitt) | Gold-Pull + Geopolitik |
| WisdomTree | +23% (ca. 45–50 USD/oz) | Industrielle Nachfrage |
| First Majestic | 100 USD/oz (langfristig) | Supply-Defizit |
Durchschnittlich: 40–50 USD/oz, mit Potenzial für 50+ bei anhaltendem Boom. Langfristig sehen Optimisten wie Keith Neumeyer (First Majestic) sogar 100 USD, getrieben durch Defizite.



