Bekam Markus Blume, bayerischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, im Oktoberfestzelt nach der dritten Maß Starkbier eine Erleuchtung? „Kein Land schätzt seinen Nationalfeiertag so gering wie Deutschland. Man müsse Schluss machen mit der Selbstverleugnung.“
Von Meinrad Müller
Schwarz-Rot-Gold ist nicht bloß Dekoration
Blume fordert, die schwarz-rot-goldene Fahne solle das ganze Jahr an öffentlichen Gebäuden hängen. Auf einmal wirkt es, als habe die CSU die Fahne neu erfunden. Doch wer genauer hinhört, merkt: Blume liest ab, was AfD-Politiker seit Jahren so sagen. Seit 1848 in der Paulskirche steht sie für Einheit und Freiheit. Seit 1949 ist sie Hoheitszeichen der Bundesrepublik. Trotzdem behandelte die Union sie jahrelang wie ein ungeliebtes Erbstück. Ab und zu hervorgeholt, dann schnell wieder in die Besenkammer. Draußen im Straßenbild aber wehten längst andere Fahnen. Regenbogen auf Rathäusern. EU-Sterne über Behörden. Palästina-Banner auf Demonstrationen. Nur das eigene Symbol fehlte oft.
Die AfD zeigte sich seit 12 Jahren standhaft
Seit 2013 hat die AfD Anträge für Dauerbeflaggung eingebracht. Vor Rathäusern, Schulen, Behörden. Mit dem Hinweis auf Identität, Tradition und Zusammenhalt. Diese Anträge lehnte die CSU ab. Heute übernimmt sie dieselben Forderungen und verkauft sie als neue Entdeckung. In Wahrheit stolpert sie hinterher.
In Bayern liegt die AfD bei über 20 Prozent
Das lässt die CSU zittern. Deshalb plötzlich die neue Fahnenliebe. Blumes Satz „Lassen wir die Flaggen hängen“ klingt, als sei er direkt aus dem AfD-Programm kopiert. Dort wirkt er überzeugend. Bei der CSU wirkt er wie Panik. Panik statt Überzeugung.
Der Blick über den Atlantik
In den USA hängt die Nationalflagge vor jedem dritten Haus. In Schulen, Theatern, Kinos. Dort ist Patriotismus selbstverständlich. In Deutschland dagegen wurde er kleingeredet. Robert Habeck sagte: „Vaterlandsliebe fand ich stets zum Kotzen.“ Linke Stimmen stellten Hymne und Fahne infrage. Die Union schwieg. Nun versucht die CSU plötzlich den Gegenkurs. Doch wer jahrzehntelang abtauchte, überzeugt nicht, wenn er jetzt auf einmal vorne steht.
CSU ist Copyshop – AfD ist das Original
Die CSU zittert. Nicht wegen der dritten Maß Starkbier im Festzelt. Sie zittert, weil sie von der AfD getrieben wird. Blume spielt den starken Mann, doch er wiederholt nur, was AfD-Politiker längst sagten. Am Ende bleibt ein Bild: Die CSU ist zum Copyshop der AfD geworden. Ausdruck in schlechter Qualität. Blass, verwaschen, ohne Originalstärke. Und wer beim Thema Fahne nur der Kopierer ist, darf sich nicht wundern, wenn die Wähler lieber gleich zum Original greifen.



