Die Financial Times berichtete am 23. Dezember 2025, dass US-Firmen innerhalb dieses Jahres 1,7 Billionen US-Dollar am Kapitalmarkt einsammeln konnten.
Von Meinrad Müller
Gemeint sind amerikanische trillions, also 1.700 Milliarden Dollar. Diese Summe wurde Unternehmen innerhalb von zwölf Monaten in die Kassen gespült. Angelockt mit dem Versprechen, es für Künstliche Intelligenz zu verwenden. Die Summe entspricht fast drei Vierteln der gesamten deutschen Staatsverschuldung. Nicht über Jahrzehnte, sondern in einem Jahr. Von privaten Firmen.
Wenn einem das Geld förmlich hinterherläuft
Wer hierzulande nur 500.000 Euro braucht, geht zur Bank. Sicherheiten, Gespräche, Prüfungen. Am Ende hebt oder senkt jemand den Daumen. Heißt man jedoch Meta oder Amazon, läuft das Spiel nach anderen Regeln. Man bittet nicht um einen Kredit.
Der Trick mit den Anleihen
Eine Anleihe ist kein Kredit im klassischen Sinn. Sie ist ein Schuldschein, den die Firmen selbst öffentlich verkaufen. Bildlich gesprochen nimmt ein Konzern ein A4-Blatt. Oben steht das Wort „Anleihe“. Darunter die Laufzeit, darunter ein Zinssatz, sagen wir sieben Prozent. Weiter unten der Satz: Rückzahlung in fünf, sieben oder zehn Jahren. Mehr steht dort nicht.
Dieses Blatt ist ein Versprechen ohne Bankgarantie.
Es ist jedoch eingebettet in einen offiziellen Prospekt, der in den USA von der SEC geprüft und genehmigt wird. Erst dann darf das Blatt überhaupt verkauft werden. Und dann geschieht etwas Bemerkenswertes. Kaum liegt dieses A4-Blatt auf dem Tisch, greifen Anleger geradezu magnetisch zu. Der eine legt 100.000 Dollar hin, der nächste 1.000.000, der dritte eine Milliarde. Nicht aus Euphorie, sondern aus Kalkül. Multipliziert man dieses Blatt millionenfach, entstehen Summen, die sonst nur Staaten am Markt einsammeln können.
5 bis 7 Prozent – darum greifen Anleger zu
Viele dieser Firmenanleihen bieten Zinsen zwischen fünf und sieben Prozent. In einer Welt, in der Festgeld, Sparbuch oder kurzlaufende Staatsanleihen real kaum noch Ertrag bringen, wirkt das wie ein Ruhepol. Deshalb kaufen nicht nur amerikanische Investoren. Versicherungen, Pensionskassen, Banken und Investmentfonds sind die Hauptabnehmer. Auch deutsche Fonds sind beteiligt, als Käufer und als Investoren über internationale Anleihefonds. Deutsches Geld ist längst Teil dieses Marktes.
Warum KI solche Renditen verspricht
Das eingesammelte Geld fließt nicht in bunte Apps oder zusätzliche Programmierer. Es fließt in Beton, Stahl, Kupfer und Energie. KI wird im industriellen Maßstab gebaut. Rechenzentren so groß wie Fabrikhallen, eigene Energieversorgung, Kühlung, Netzanbindungen. KI-Fabriken, die rund um die Uhr laufen.
Wer heute ChatGPT nutzt, sieht nur die Oberfläche. Er sitzt bildlich gesprochen in einer Nussschale auf einem KI-Ozean, der zehntausend Meter tief reicht. Dort unten liegen die eigentlichen Werte. Infrastruktur, Kontrolle, dauerhafte Erträge.
Warum Konzerne diesen Weg wählen
Für Unternehmen wie Meta oder Amazon ist dieser Weg einfacher als jeder Bankkredit. Keine Sicherheiten im klassischen Sinn, keine Einzelverhandlungen. Viele Investoren, feste Zinsen, lange Laufzeiten. So wurden 1.700 Milliarden Dollar eingesammelt, ohne einen Kredit aufzunehmen. Allein das Versprechen auf Rückzahlung reichte. Während hier noch gezögert wird, baut der Kapitalmarkt bereits Fabriken. Der frühe Vogel bekommt hier nicht die Schlagzeile, sondern die Rendite. Eine fette Rendite.
Als Autor verbinde ich mit diesem Investitionsboom noch eine weitere, größere Hoffnung: Frieden. Wer Billionen investiert, für den wäre ein Krieg, der all das zerstören würde, sagen wir ganz vorsichtig, höchst ungelegen.
Financial Times
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