Tucker Carlson ist der bekannteste Polit-Talker der USA. Im Interview mit BILD-Vize Paul Ronzheimer rechnet er mit der deutschen Politik ab: "Merkel hat euer Land ruiniert. Sie ist kriminell. ... Nicht Putin".
Von Meinrad Müller
Wie ein Psychogramm aus Versehen vor laufender Kamera entstand. Manchmal genügt ein einziger Moment, um den Zustand eines Landes zu offenbaren. Paul Ronzheimer, ein typisch deutscher Medienmann, ausgestattet mit Bart, moralischer Selbstgewissheit und gesendet im Namen einer bebilderten Zeitung, die sich seit Jahrzehnten als Taktgeber des Sagbaren versteht, reiste über den Atlantik, um zu glänzen. Heraus kam: ein Sturz. Kein körperlicher, sondern ein geistiger.
Was folgte, war kein Dialog. Es war eine Niederlage nach Punkten. Mit wenigen, präzisen Sätzen legte sein amerikanisches Gegenüber ihn flach, nicht aggressiv, sondern mit der ruhigen Hand eines Mannes, der weiß, wie man seelische Schwächen offenlegt. Aus dem Fragesteller wurde ein Patient. Aus einem Interview eine Diagnose. Die Couch stand nicht zufällig bereit. Darauf landete der, der seinen Zustand noch nicht wahrhaben wollte.
Angela Merkel hat euer Land ruiniert
Tucker Carlson zu Ronzheimer:: „Angela Merkel hat euer Land ruiniert. Nicht Putin! Sie ist kriminell! Euer Land wird sich in ihrer Lebenszeit davon nicht mehr erholen." (Ab Minute 49')
Keine Wut , keine Polemik – nur eine nüchterne Feststellung. Und sie sitzt. Denn der Mann auf der Couch hatte keine Antwort. Wie auch?
Die Masseneinwanderung, die Erosion der inneren Ordnung, die kulturelle Zersetzung ganzer Stadtteile, all das sind keine rechten Kampfbegriffe, sondern sichtbare Folgen einer Politik, die sich selbst als humanitär feierte. Wer heute fragt, was sich seither verbessert habe, bekommt keine Antworten, sondern Etiketten: populistisch, rechts, extremistisch.
Carlson fragte nicht nach Schuld. Er stellte nur fest: Der Feind steht nicht in Moskau. Und die große Masse? Schweigt. Nimmt hin. Ordnet sich unter. Als wäre der Verfall des Eigenen ein Zeichen von Weltoffenheit.
Die deutsche Kunst, sich demütigen zu lassen
Er kenne kein anderes Land, sagte Tucker Carlson, das sich derart willig demütigen lasse. Kein anderes Volk, das sich für fremde Interessen so bereitwillig selbst verleugne. Keine politische Klasse, die eigene Schwäche so beharrlich mit Moral verwechsele.
Es war kein Angriff, keine Provokation, nur eine Beobachtung. Aber sie traf ins Mark. Denn der Mann auf der Couch widersprach nicht. Konnte nicht. Wollte nicht. Wohl weil er tief in sich wusste: Es stimmt.
Der Mann aus Deutschland war ideologisch gefesselt. Seine Begriffe kamen nicht aus Überzeugung, sondern aus Schulung. Sein Denken folgte bekannten Linien, seine Argumente waren erwartbar. Er sagte, was man sagen muss. Und versagte dort, wo man hätte sehen, spüren, urteilen müssen.
Weltmeister gegen Kreisliga
Carlson, bekannt für seine Fähigkeit, in wenigen Fragen die Schwachstellen einer ganzen Ideologie offenzulegen, machte nichts anderes, als ihm zuzuhören. Und dann, an einem bestimmten Punkt, ganz schlicht zu fragen: „Was hat Putin mit eurem Müll im Park zu tun?“. Damit war alles gesagt.
Es war der Moment, in dem Ronzheimer vom Moderator zum Objekt wurde. Wie ein alter Toaster, der geöffnet wird: außen auf Hochglanz, innen angekokelt. Man merkte: Da waren nicht nur ein paar Schrauben locker, das ganze Gehäuse war klapprig, die Leitungen überhitzt, die Funktion nur noch Show. Kein Kurzschluss, sondern ein programmiertes Durchbrennen mit eingebautem Pflichtapplaus aus der Heimatredaktion.
Der deutsche Mann auf der Couch redete weiter. Er sprach über Kriegsverbrechen, über Werte, über die Ukraine. Er bewegte sich in jenem intellektuellen Nebel, in dem viele seiner Zunft leben. Er schien nicht zu merken, dass sein Gesprächspartner längst nicht mehr diskutierte, sondern beobachtete. Diagnose statt Debatte. Keine Wut, kein Hohn, nur noch lautes Staunen.
Nord Stream von USA zerstört
"Sie können nicht den Alliierten erlauben, ihre Hauptquelle von billiger Energie zu zerstören und dann vorgeben, sie hätten es gar nicht getan." empört sich Tucker. (Ab Min, 53')
"Deutschland erlebte die größte Attacke gegen seine Wirtschaft in der Nachkriegsgeschichte. Und Deutschland saß da, und erlaubte seinen Haupt-NATO Alliierten die Zerstörung."
Es gibt Momente, in denen sich das geistige Klima eines Landes wie durch ein Röntgenbild erfassen lässt. Redaktionen spielen „Blinde Kuh“ und nennen es Haltung. Der Anschlag auf die Nord Stream-Pipeline war ein solcher Moment. Ein feindlicher Akt, gezielt, machtpolitisch eindeutig und dennoch folgte: nichts. Kein Aufschrei. Kein Untersuchungsausschuss mit offenem Visier. Kein Protest der Regierung. Stattdessen Schweigen, Ausweichen, Ablenken. Winseln.
Ronzheimer bewies es: So funktioniert es, wenn die rationale Gehirnhälfte individuell und kollektiv abgeschaltet wird. Aus Angst und Gehorsam. Man weiß, was war, aber man sagt, man weiß es nicht. Man kennt den Täter, aber man nennt ihn nicht. Und am Ende steht ein Land da, das seine Versorgung verliert, aber stolz darauf ist, Haltung gezeigt zu haben.
Was dieser Auftritt zeigte, war größer als ein individueller Fehltritt. Es war ein Spiegel. In ihm sah man ein ganzes Land, das sich angewöhnt hat, nicht mehr zu sehen. Ein Land, das Fremdes verteidigt und Eigenes aufgibt. Ein Land, das seine Würde darin sucht, immer auf der „richtigen Seite“ zu stehen, auch wenn es dafür seine Interessen verraten muss, scheitert.
Und man sah in ihm auch, wie tief die Deutungshoheit jener Medien verankert ist, die nicht mehr berichten, sondern einordnen. Die nicht fragen, sondern erklären. Die dem Land beigebracht haben, dass Verlogenheit kein Fehler ist, sondern die neue Form von Anstand. Die Couch in jenem Sprechzimmer war nicht nur für einen Mann gedacht, sondern für Deutschland.



