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Alaska: Große Show, nichts dahinter?

Beobachter fragen, was tatsächlich besprochen, vereinbart oder eben nicht vereinbart wurde – doch Fakt bleibt: Das Mittagessen fiel aus, ebenso Putins geplantes Interview mit Fox. Ein großer Durchbruch sieht normalerweise anders aus.

 

Von Simplicius

Die geradezu karikaturhafte Inszenierung der Veranstaltungskoordination war ein weiterer typischer Trump-„Special“ – direkt aus dem Drehbuch seines pubertären Fiebertraums: Kampfflugzeuge aufgereiht wie Matchbox-Spielzeuge, dazu ein derber Überflug eines B-2 Spirit und F-35 Tarnkappenbombers über Putins Kopf, genau in dem Moment, als dieser den hastig ausgelegten Läufer entlangschritt – als eine Art Machtdemonstration.

Doch solche Manöver altern extrem schlecht – sie sind effekthascherisch, impulsgetrieben und signalisieren dem Gegenüber – in diesem Fall Putin – dass es mehr um heimische Optik als um die Schaffung einer echten Atmosphäre von Rapport und Kooperation geht. Mit anderen Worten: Es ist mehr eine Show der Großspurigkeit für das heimische Publikum und die Kritiker. Für den Rest der Welt wirken solche Auftritte geschmacklos und ohne Klasse.

Ganz abgesehen davon, dass Trump offensichtlich versuchte, Putin mit Erdogans betagter Technik zu „übertrumpfen“ – allerdings ohne Erfolg. Putin hätte ihn im Zweifelsfall wohl mit einem Judo-Wurf über seine Fesseln hinweg katapultiert.

Doch kommen wir zum Kern: Wie verlief das eigentliche Treffen?

Die ersten Anzeichen waren nicht gut, denn Berichte kamen auf, dass das anschließende gemeinsame Mittagessen gestrichen wurde und Trump sofort nach Washington zurückflog – was Erinnerungen an seine frühere unheilvolle Bemerkung weckte, dass er „schnell verschwinden“ werde, falls kein Deal zustande käme, und es kein zweites Treffen geben würde.

Warten wir also auf genauere Berichte darüber, was tatsächlich besprochen, vereinbart oder eben nicht vereinbart wurde – doch Fakt bleibt: Das Mittagessen fiel aus, ebenso Putins geplantes Interview mit Fox. Ein großer Durchbruch sieht normalerweise anders aus. Wäre Russland auch nur halbwegs auf seine Kosten gekommen, hätte man ein anderes Bild erwartet – das Auskosten des Moments. Ziehen Sie daraus Ihre Schlüsse.

Auch Pressefragen wurden nicht zugelassen. Putin und Trump gaben lediglich kurze, inhaltsleere Standardstatements ab.

Dies ließ mich zunächst vermuten, dass das Treffen weit katastrophaler verlief, als Trumps Team es darzustellen versuchte – und ziemlich genau so, wie wir es uns vorgestellt hatten: Putin legte vermutlich sein Argument der „Ursachenbekämpfung“ dar, woraufhin Trumps Seite keine weiteren Karten mehr hatte. Tatsächlich griff Putin in seiner anschließenden Presseerklärung den Begriff der „root causes“ auf – das spricht sehr dafür.

Doch in seinem Interview mit Hannity bezeichnete Trump das Treffen als „10 von 10“ auf seiner Skala und sprach von großartigen Ergebnissen. Über Putin fand er nur lobende Worte: „stark und höllisch zäh“.

HANNITY: „Sie sagten, es gibt ein großes Thema, bei dem Sie und Putin nicht übereinstimmen. Sind Sie bereit, das öffentlich zu machen?“
TRUMP: „Nein, lieber nicht. Ich schätze, irgendwer wird es öffentlich machen, die werden es schon herausfinden.“

Hannity erinnerte Trump sogar an dessen eigene Behauptung, er könne die „Stimmung im Raum“ innerhalb von zwei Minuten einschätzen – doch Trump antwortete erneut mit einer langen, ausweichenden und nichtssagenden Rede.

Also, wir haben die Tatsache, dass die geplanten Presseauftritte verkürzt wurden und sowohl Putin als auch Trump nach gerade einmal zwei Stunden wieder abgereist sind – was das Ganze abrupt und unbefriedigend wirken ließ. Der Grund dürfte darin liegen, dass schlicht nichts Konkretes verkündet werden konnte, da die beiden Seiten offensichtlich keinerlei gemeinsame Basis fanden.

Der einzige Hauch von Optimismus ergab sich aus dem oben zitierten Interview, in dem Trump andeutet, dass Selenskyj und Europa eine schwierige Entscheidung treffen müssten. Das könnte darauf hindeuten, dass das Treffen ungefähr so verlief, wie ich es vorhergesagt hatte: nämlich, dass der Zweck des Gipfels darin bestand, Selenskyj quasi „unter den Bus zu werfen“, um der Welt zu zeigen, dass Putin zu einer Einigung bereit sei – und die Verantwortung stattdessen bei Selenskyj und Europa liege.

Die Tatsache, dass Trump – zumindest bislang – sein Versprechen nicht eingelöst hat, sofort mit Russland zu brechen und „ernsthafte Konsequenzen“ zu verhängen, lässt vermuten, dass er geblufft hat. Trotz fehlender Ergebnisse will er offenbar nicht auf Konfrontationskurs mit Russland gehen, sondern den „Ball“ lieber in das Spielfeld der Ukraine verlagern.

Alles in allem denke ich dennoch, dass das Treffen ein großer Schritt in den US-russischen Beziehungen war – und das aus vielen Gründen, die über die Ukraine hinausgehen. Schon allein die Tatsache eines offenen Dialogs und eines sich langsam entwickelnden Einvernehmens ist wertvoll, nach einer Ära ohne Gesprächsbereitschaft und offener Feindseligkeit unter Leuten wie Biden und Obama.

Wir können nur annehmen, dass Trump nun aus erster Hand genau weiß, was die unverrückbaren Forderungen Russlands sind – und er nun einen Weg finden muss, diese in eine Form zu gießen, die für die Ukraine und Europa annehmbar ist. Das Problem: Das ist unmöglich. Also bleibt Trump vorerst bei Ausweichmanövern und versucht Zeit zu gewinnen, bis sich die Lage vor Ort günstiger gestaltet – sprich: bis Selenskyj verzweifelter ist oder ganz gestürzt wird.

Doch müssen wir abwarten, welche künftigen Stellungnahmen folgen, da die russische Seite bislang keinerlei klare Aussagen zum Treffen gemacht hat.

Und zuletzt: Für all jene, die in der jüngsten Umfrage gestimmt hatten, dass Trump die Sache „auf die lange Bank schieben“ würde, um sich aus seiner selbstgebauten „Sanktionsfalle“ zu retten – ihr hattet recht. Auf die Frage, ob er Russland trotzdem sanktionieren werde, antwortete Trump: „Nun, da das Treffen so gut verlief, brauchen wir darüber jetzt nicht nachzudenken.“

 

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