An den Finanzmärkten wird immer mehr darauf spekuliert, dass Deutschland die Eurozone möglicherweise verlässt. Bereitet die Politik einen solchen Schritt vor?
von Michael Mross
Wer einen Blick auf die Optionen beim Bundfuture wirft, dürfte nicht wenig staunen: Dort tut sich was in der Region 142 – 150. In dem Bereich fanden in letzter zeit sogar auffällig hohe Umsätze statt. – Bundfuture 150? Wie soll das gehen? Aktuell steht der Anleihen-Future bei 134. Wie kann man auf einen solchen Anstieg spekulieren? Die Antwort ist einfach: Falls Deutschland aus dem Euro austritt, dürfte der Bundfuture unweigerlich in die 140iger Region springen. Was da bei den Optionen in dieser Region abläuft sind nichts anderes als Absicherungsgeschäfte für den Fall X.
Angeblich sind einige große Hedgefonds bereits mit dabei. Sie spekulieren darauf, dass der Euro zwangsläufig auseinander bricht. Zu stark sind die Ungleichgewichte innerhalb der Gemeinschaftswährung. Einziger Ausweg: Deutschland tritt aus. Die Folge: Eine Explosion beim Bundfuture.
Auch in der Politik vermag man unter diesen Umständen erste Anzeichen erkennen, dass es zu einem solchen Schritt wirklich kommt: Merkel ist extrem zögerlich in Sachen Euro-Bonds. Dies brachte ihr nicht wenig Kritik ein - steckt hinter dem Zögern möglicherweise eine Strategie? Die Bundeskanzlerin hat die Messlatte für die Einführung von Euro-Bonds so hoch gelegt, dass sie entweder von niemanden erreicht werden kann oder in der Zwischenzeit ein Staat der Eurozone wirklich pleite geht. Dass dürfte dann die Stunde Null sein: Alle gemeinsam im Boot untergehen – oder Deutschland Austritt.
Die Probleme in der Eurozone dürften in nächster Zeit jedenfalls nicht weniger werden, sondern die Schmerzgrenze erreichen. Neben den vielen Bankgerüchten, welche die Staaten selbst in Mitleidenschaft ziehen werden gibt es auch immer stärkeren politischen Widerstand – auch wenn dies in den Medien aktuell nicht spürbar ist.
Falls Deutschland aus dem Euro austritt, dürfte der Bundfuture dahin springen, wo das Schweizer Pendant jetzt schon steht: Richtung 150. Zum anderen dürfte es in Deutschland erst ein mal einen Konjunkturschock geben, weil die neue „DM“ explodiert. Außerdem müsste man erneut die Banken stützen. Dies wäre aber kein Problem, weil man dann endlich eine Perspektive hätte. – Entsprechend einem solchen Szenario wird jetzt schon an der Deutschen Börse alles abverkauft, was zyklisch ist: Autos, Stahl, Chemie. Eine VW hatte in der Spitze 30% verloren. Besonders unter Beschuss stehen natürlich die Banken, welche bei einem Austritt extreme Schwierigkeiten bekommen würden.
Auch dies rundet das Bild ab, dass die internationale Spekulation offenbar darauf wettet, dass Deutschland austritt. Nur deshalb werden deutsche Aktien an der Börse rasant abverkauft.
Zeitpunkt? Der Austritt Deutschlands ist eng mit der Frage verknüpft, wie hoch die Schmerzen sind, die der Euro der Euro-Zone noch zufügt. Es kann demnächst aber alles auch sehr schnell gehen. Möglich sind ab Herbst Bankpleiten in der Eurozone. Die Spekulationen in Richtung SocGen dürften nicht ohne Hintergründe sein. Aber auch die belgische Dexia soll angeblich im Feuer stehen. Rettungsmaßnahmen der Banken dürften die Staaten an den Abgrund bringen. Dies dürfte einen Dominoeffekt des Untergangs auslösen. Und dann stellt sich final die Frage: Haftet Deutschland mit oder nicht? Für diesen Fall soll man selbst in Berlin angeblich schon gesagt haben: „Nicht mit uns!“.
Die Terminspekulationen beim Bundfuture beziehen sich auf die Monate Oktober und November. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass ein stürmischer Herbst ins europäische Haus steht.



