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Iranischer Geisterbeschwörer suchte NSU-Mörder

Polizei ließ iranischen Geisterbeschwörer nach NSU-Mördern suchen. Aktenvermerke zeigen Ratlosigkeit der Beamten. Die Informationen aus dem Jenseits schien den Hamburger Beamten offenbar derart interessant, dass sie sie mit ihrem internen Informationssystem abgleichen ließen.

 

Neu aufgetauchte Ermittlungsakten zeigen, wie verzweifelt die Behörden versuchten, die Mordserie des rechtsterroristischen "Nationalsozialistischen Untergrunds" aufzuklären. Die Hamburger Polizei setzte demnach in ihren Ermittlungen auf unkonventionelle Hilfe: Ein iranischer "Metaphysiker" bot den hanseatischen Beamten im Januar 2008 an, über ein "Medium" Kontakt zu dem sieben Jahre zuvor ermordeten Gemüsehändler Süleyman T. aufzunehmen. Die Verantwortlichen der "Soko 061" willigten den Akten zufolge ein. Im April 2008 teilte der Iraner die angeblichen Ergebnisse seiner metaphysischen "Befragung" des Mordopfers mit. Sie finden sich in einem entsprechenden Vermerk der Akten, die dem Bundestagsuntersuchungsausschuss und SPIEGEL ONLINE vorliegen.


Über eine Mittelsfrau ließ der Geisterbeschwörer demnach die Hamburger Polizisten wissen, dass er während eines Aufenthalts in der Hansestadt in einer angemieteten Wohnung für zehn bis fünfzehn Minuten Kontakt zu dem getöteten Gemüsehändler habe aufnehmen können. Der Mord sei demnach "ungeplant" passiert. Hintergrund der Tat sei eine "Ungerechtigkeit" gewesen, auch Drogen hätten eine Rolle gespielt. Das Opfer habe "mit einer Bande in Kontakt" gestanden, die aus bis zu acht Personen mit "Motorrädern/Rockern" bestanden habe. Ein Mitglied der Bande heiße "Armin" oder "Amin", ein weiteres heiße Mustafa "Horgh". Auch eine Beschreibung des Mörders habe das Opfer geliefert: "Der Täter soll einen dunklen Teint (Südländer), braune Augen und schwarze Haare haben. Er soll sehr jung sein und es könnte sich um einen Türken handeln."


 

Auch die Kontaktaufnahme zwischen dem Iraner und den Hamburger Beamten ist in den Akten detailliert beschrieben. Demnach trafen sich am 18. Januar zwei Beamte der Sonderkommission in der Lobby des Hamburger Hotels Interconti mit einer persischen Unternehmensberaterin, die zwischen beiden Seiten vermittelte. Bei der Zusammenkunft schwärmte die Frau offenbar regelrecht von den Fähigkeiten des Mannes. Sie habe ihn als "Giganten unter den Metaphysikern" bezeichnet und auf den "inoffiziellen Bekanntheitsgrad im Iran" hingewiesen, heißt es in einem Vermerk. Ihr Freund sehe die Möglichkeit, die Hamburger Polizei bei ihren Ermittlungen "entscheidend" weiter zu bringen, habe die Unternehmensberaterin gesagt. Es müsse lediglich ein Visum für ihn beantragt werden.

"Versuch macht klug und verlieren können wir letztlich nichts", schrieb einer der an dem Gespräch beteiligten Beamten später in einer E-Mail an seine Kollegen. "Wenn wir grünes Licht für hypnotische Befragung bekommen, dann schadet es meiner Meinung nach auch nicht, wenn wir uns auch einmal in diesem Bereich versuchen, zumal uns keine Kosten entstehen und wir uns lediglich bei der Visafrage engagieren müssen." Die Informationen aus dem Jenseits schien den Hamburger Beamten offenbar derart interessant, dass sie sie mit ihrem internen Informationssystem abgleichen ließen.

 

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