SPIEGEL zu Mord an Georgier: Verdächtiger reiste vermutlich mit falscher Identität ein / Hinweis auf russische Geheimdienste
Im Fall des in Berlin ermordeten Georgiers Zelimkhan Khangoshvili gibt es Hinweise auf eine mögliche Beteiligung russischer Geheimdienste. Wie Recherchen des SPIEGEL mit den Investigativnetzwerken Bellingcat und The Insider ergaben, reiste der Tatverdächtige vermutlich mit einer falschen Identität ein. Laut seinen Visaangaben will der Mann mit dem Namen Vadim Andreevich Sokolov 49 Jahre alt und in Irkutsk, Sibirien, geboren worden sein. Er gab St. Petersburg als seinen Wohnsitz an.
Im nationalen russischen Passregister ist jedoch niemand unter den angegebenen Personalien gemeldet. In ganz Russland findet sich weder in der Passdatenbank noch im Führerscheinregister ein Eintrag, der mit den gemachten Angaben – Name, Geburtsdatum, Geburtsort – übereinstimmt. Die Reisepassnummer des Tatverdächtigen führt hingegen zu einer Einheit im Moskauer Innenministerium, die in der Vergangenheit bereits Dokumente für den Militärgeheimdienst GRU ausgestellt hat.
Darüber hinaus gab der Mann nach Recherchen von SPIEGEL, Bellingcat und The Insider in seinem Visumsantrag seine angebliche Adresse in St. Petersburg fehlerhaft und unvollständig an. Vadim Sokolov reiste über den Flughafen Charles de Gaulle in Paris nach Europa ein. In dem in seinem Visumsantrag angegeben Pariser Hotel will ihn der Rezeptionist nie gesehen haben.