Binnen drei Tagen hat Silber um 22% oder fast fünf Dollar nachgegeben. Doch diesmal scheint die Situation etwas anders zu sein, als im April 2006, als das weiße Metall schlagartig ein Drittel im Preis verlor.
Inhaber von gehebelten Anlageprodukten haben wohl alles verloren oder zumindest einen ganz großen Teil davon. Wer Barren und Münzen besitzt, kam aus seinen Positionen gar nicht so schnell wieder heraus. Es mag sich später vielleicht als Glücksfall herausstellen.
Auf den Internetseiten der Edelmetallhändler war zu beobachten, wie schnell die noch vorhandene Menge binnen weniger Stunden weggekauft wurde. Am Abend hatte niemand mehr die Standardprodukte im Angebot. Bis auf einige Spezialitäten war nichts zu bekommen. Händler, mit denen ich Kontakt habe berichteten, dass die Nachfrage explodierte, am Markt aber nichts zu bekommen sei. Dazu gesellen sich noch das eine oder andere Produktionsproblem der großen Münzprägestätten und inzwischen auch wieder Wartezeiten bei einigen Standardprodukten. Nun, als Händler würde meine vielleicht bei 15 EUR gekauften Stücke zu 14 Euro verkaufen. Vielleicht steigt zumindest in einer technischen Gegenreaktion der Preis wieder. Vielleicht wäre das zu bedenken. Verkäufe auf diesem Niveau bringen vielleicht sogar Verluste, denn so gross ist die Marge der Händler auch nicht, hört man.
Der Markt scheint aber zerrissen zu sein, durch Papierverkäufe und Stopp Loss massakriert und durch Nachfrage leergefegt. In der Zwischenzeit scheint aber nicht viel passiert zu sein. Eine Unze Silber ist weiter eine Unze Silber. Der Wert ist unveränderlich, der Preis dagegen wohl, wie man gestern sehen konnte. Welche Faktoren haben also den Preis so beeinflussen können? Wer auf Kredit Papiersilber kaufte, dem wird wohl der Allerwerteste auf Grundeis gegangen sein. Es gab zudem Gerüchte, dass die Hinterlegungssummen für Futures (Margins) erhöht werden sollen. Das trieb einige Hasardeure aus dem Markt. Die großen Commercials mit ihren Millionen leerverkauften Unzen werden wohl wochenlang auf diese Gelegenheit gewartet haben, die technischen im Plus liegenden Fonds in Aufruhr zu versetzen und ihre Longpositionen aufzugeben. Das Spiel kennt der Silberbug inzwischen. Zudem gab es Gerüchte, ein besonders großer Hedgefonds hat Schwierigkeiten und seine Positionen verkauft. Gerüchte! Alles auf einmal. Zufall? Auch Gold fiel von 1020 USD auf fast 900 USD zurück und liegt damit auf Jahressicht immer noch im Plus, im Gegensatz zu den großen Indizes der Welt.
Technisch gesehen ist der Aufwärtstrend weiter intakt. Die Fahnenstange ist abgesägt und die Papiertiger lecken sich die Wunden. Der Markt scheint wieder sauberer zu sein als noch vor wenigen Tagen. Doch für wen spielt eine Rolle, wenn der Anlagehorizont sich auf Jahre erstreckt, und physisches Silber als Reserve für schlechte Zeiten gedacht ist? Viele Silberbesitzer sind doch genau wegen dieser finanziellen Hiobsbotschaften aus der Welt der Hochfinanz in Sachwerte geflüchtet. Und ob sich die negativen Realzinsen so schnell gegen Edelmetalle stellen? Wegen des Preisrutsches wird zudem auch nicht mehr aus dem Boden gebrochen.
Am physischen Angebot hat sich in den letzten Wochen auch kaum etwas verändert. Was aus der Erde kam, wurde nicht nur von der Industrie aufgekauft, sondern auch von inzwischen mehr und mehr Flüchtlingen, die Papier in echte harte Ware tauschen. Niemandem quillt das Silber aus den Ohren wie zu Zeiten der Hunt-Brüder, als diese den Silbermarkt mit physischen Käufen und vor allem Futures versuchten zu cornern. Die Papierfutures wurden ihnen zum Verhängnis, denn die Regeln wurden geändert, was echtes Silber schon damals nicht interessierte, aber die Papierpositionen. Wir wissen, wie es ausging.
Solange das mediale Gesicht von Heraeus, Herr Wolfgang Wrzesniok-Roßbach gegen Silber argumentiert, ist die Welt noch in Ordnung. Er schreibt seit Jahren trotz steigender Preise gegen das Metall. Herr Wrzesniok-Roßbach hätte es besser wissen können, was mit dem Silberpreis passiert. Kostprobe aus dem September 2007 gefällig? Bitteschön!
Eine (durchaus vorstellbare) Abschwächung des Wachstums aufgrund der Hypothekenmarktkrise in den USA könnte vorwiegend industriell genutzte Edelmetalle wie Silber und die Platinmetalle eher treffen, als das Gold,. Dies würde die momentan zu beobachtende Skepsis erklären.
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