Der Medienkonzern Gruner+Jahr muss vor Gericht wegen Entlassung von Financial Times Deutschland Redakteuren. Ex-FTD-Journalisten: “Ins Nichts entlassen – mit Almosen abgespeist?“ und „Wir haben 12 Jahre lang geliefert – jetzt ist Gruner dran.“
Der Medienkonzern Gruner+Jahr muss vor Gericht: Mindestens 60 ehemalige Redakteure der eingestellten Financial Times Deutschland haben am Montagmorgen gemeinsam Klage gegen ihre Kündigung eingereicht. Vor dem Arbeitsgericht in Hamburg haben sie sich symbolisch auf die Straße gesetzt. Auf ihren Plakaten stand: “Ins Nichts entlassen – mit Almosen abgespeist?“ und „Wir haben 12 Jahre lang geliefert – jetzt ist Gruner dran.“
Die Mitarbeiter seien verärgert, wie der Vorstand des Konzerns sie behandele, sagte Betriebsratsvorsitzende Anke Schulz am Rande des Protests. „Wir fordern, dass Gruner+Jahr endlich seiner Verantwortung gerecht wird.“ Was das Unternehmen angeboten habe, sei „enttäuschend und schlicht nicht angemessen angesichts der schwierigen Lage am Arbeitsmarkt für Journalisten “. Der Vorstand habe jedoch bislang jegliche Verhandlungen über die Abfindungshöhe abgelehnt. Gruner+Jahr hatte allein im zuletzt ausgewiesenen Geschäftsjahr 2011 einen Gewinn (EBIT) von 233 Mio. Euro erwirtschaftet. Das entspricht einer Umsatzrendite von 10,2 Prozent.
Mehr als 300 Mitarbeiter verlieren ihren Job, da Gruner+Jahr die G+J Wirtschaftsmedien (Financial Times Deutschland, Börse Online, Impulse, Capital, Business Punk) schließt. Börse Online und Impulse wurden bereits verkauft, die Zukunft von Business Punk ist weiter ungewiss. Nur rund ein Dutzend Mitarbeitern in Hamburg und Frankfurt hat der Konzern eine Weiterbeschäftigung in anderen Publikationen des Konzerns ermöglicht.
Alle anderen erhielten ein Abfindungsangebot von 0,5 Monatsgehältern je Beschäftigungsjahr (plus 0,5 bei Klageverzicht). Betriebsrätin Schulz betonte, das sei deutlich weniger als in anderen Fällen bei Gruner+Jahr. „Und das mitten in der größten Medienkrise des Landes“. Zudem werden die sozialen Härten für Ältere und Alleinerziehende nicht berücksichtigt. Noch verweigert der Konzern weiterhin jegliche Verhandlungen über die Abfindungshöhe. Der Betriebsrat hatte deshalb die Einigungsstelle einberufen müssen, ein gesetzlich vorgesehenes Schlichtungsverfahren. Den Vorsitz hat der ehemalige Arbeitsrichter Roland Lukas übernommen. Der erfahrene Mediator soll nun in dem Konflikt vermitteln. Die Einigungsstelle tagt erneut am Donnerstag.



