Warren Buffett gilt als der erfolgreichste Investor aller Zeiten. Dieses Wochenende war wieder Hauptversammlung bei Berkshire Hathaway mit über 40.000 begeisterten Aktionären. Dort äußerte sich Buffett auch zur US-Zollpolitik.
Von Meinrad Müller
Warren Buffett ist 93 Jahre alt und hat noch immer den Schalk im Nacken. Seine jüngste Rede ist eine Mischung aus Humor, Lebensweisheit und praktischen Tipps. Keine leeren Sprüche, sondern klare Gedanken, die jedem helfen können, der sein Geld nicht leichtfertig verspielen will.
Gleich die erste Frage auf der Hauptversammlung von Berkshire Hathaway spricht das wichtigste Thema des Tages an: Wie steht Warren Buffett zur Zoll-Politik von US-Präsident Donald Trump? Und der CEO von Berkshire Hathaway kommt direkt auf den Punkt. „Handel sollte nicht als Waffe eingesetzt werden“, stellte der Star-Investor klar. Die USA sollten mehr mit dem Rest der Welt handeln, nicht weniger. „Wir sollten das tun, was wir am besten können, und andere Länder sollten das tun, was sie am besten können.“
Dafür gab es Applaus im großen Event-Center in Omaha, das 40.000 Aktionäre aus der ganzen Welt anzog. Ohne Trump beim Namen zu nennen, widersprach er der Weltansicht des Präsidenten, dass Handelspartner die USA ausnutzen. Wenn die Welt durch Handel „wohlhabender wird, geht das nicht auf unsere Kosten. Die Welt wird sicherer und Ihre Kinder werden in einer sichereren Welt leben“, stellte Buffett klar.
Nicht den Sex fürs Alter aufheben
Buffett vergleicht Karriereplanung allein nach Lebenslauf mit einer Szene, die jedem im Saal ein Lächeln entlockt hat. Er sagt: „Wer sein Leben danach plant, was gut aussieht, ist wie jemand, der sich den Sex fürs Alter aufspart.“ Seine Botschaft ist klar. Leidenschaft und Freude kann man nicht auf später verschieben. Wer heute etwas liebt, sollte es heute tun.
Investieren mit gesundem Menschenverstand
Buffett rät, nur in Unternehmen zu investieren, die man wirklich versteht. Er selbst bevorzugt Produkte, die auch in zwanzig Jahren noch gebraucht werden. Ein Beispiel dafür ist der Kaugummi. Er sagt: „Das Internet wird nicht verhindern, dass Menschen weiterhin kauen.“
Er erzählt auch, wie früher tausende Autofirmen gegründet wurden, von denen nur eine Handvoll überlebte. Sein Rat lautet deshalb: Nicht jedem neuen Trend hinterherlaufen, sondern auf Dauerhaftigkeit setzen. Wer versteht, womit ein Unternehmen heute und auch morgen Geld verdient, ist klar im Vorteil.
Was man aus schlechten Firmen lernen kann
Buffett spricht von Berkshire Hathaway wie von einer alten Zigarre, die er billig auf der Straße fand. Damit meint er das Textilunternehmen, das er 1965 kaufte, ein schwaches Geschäft, das ihm 20 Jahre lang Kopfschmerzen bereitete. Heute ist Berkshire Hathaway eine milliardenschwere Holdinggesellschaft, die mit Textilien nichts mehr zu tun hat. Buffett verwandelte seinen Fehler in ein Imperium, indem er klug in Versicherungen und andere Branchen investierte. Sein Rat: „Kauf keine Zigarrenstummel, sondern gute Firmen zu fairen Preisen.“ Und wie er selbst lacht: „Ich hätte es liquidieren sollen, aber dann hätte ich den Spaß verpasst!“
Fehler mit Humor einräumen
Auch seine Investition in Fluggesellschaften war ein großer Fehler, erzählt Buffett. Er lacht darüber und sagt, er müsse sich selbst daran erinnern, nie wieder Airline-Aktien zu kaufen. Er stellt sich vor, wie er sich bei einer eigenen Mahnnummer selbst anruft, um sich rechtzeitig abzuhalten. Man merkt: Buffett nimmt sich selbst nicht zu ernst. Und genau deshalb nimmt man ihm seine Botschaften ab.
Auch was man nicht tut, kann teurer sein als Fehler
Sein größter Verlust ist nicht einmal ein schlechtes Investment. Sondern die verpasste Gelegenheit, früh bei Fannie Mae einzusteigen. Milliarden gingen ihm dadurch verloren. Buffett sagt dazu nüchtern: „Das sieht man in keiner Bilanz. Aber ich weiß es.“ Wer nicht handelt, aus Angst oder Unsicherheit, kann mehr verlieren als durch einen mutigen Fehler.
Jemandem, den man bewundert
Auf die Frage, wie man den richtigen Arbeitgeber findet, antwortet Buffett: Man sollte sich eine Firma suchen, bei der man den Chef oder die Chefin ehrlich bewundert. Nicht den höchsten Lohn wählen, sondern ein Vorbild. Wer von guten Menschen lernt, wird selbst besser. Und wer sich nur vom Geld leiten lässt, wird am Ende oft enttäuscht.
Warum Charakter wichtiger ist als Noten
Buffett stellt seinen Zuhörern eine interessante Aufgabe. Sie sollen überlegen, mit welchem Kommilitonen sie gern Anteile an dessen Zukunftserfolg hätten. Wer würde sich gut entwickeln? Wer eher nicht? Er sagt: Es sind nicht die Besten in Mathe oder die Lautesten, die gewinnen. Sondern die Ehrlichen, Verlässlichen und Großzügigen. Wer keine Integrität hat, der wird auf Dauer scheitern, auch wenn er noch so klug scheint.
Buffett zeigt, dass Reichtum nicht nur von Zahlen abhängt, sondern vor allem von Charakter, Menschenverstand und Humor. Wer wissen will, wie man klug investiert, sollte ihm zuhören. Nicht weil er reich ist. Sondern weil er weiß, was wirklich zählt.