Die Ratingagentur Moody’s hat den Vereinigten Staaten das letzte verbliebene Spitzenrating aberkannt. AAA ist Geschichte. - Die Schulden der USA sind kein amerikanisches Problem. Sie sind ein globales Risiko.
Von Meinrad Müller
Die neue Bewertung lautet Aa1, was im internationalen Vergleich der Stufe AA+ entspricht. Damit folgt Moody’s dem Weg von S&P im Jahr 2011 und Fitch im Jahr 2023. Die Begründung ist eindeutig: steigende Zinsen, ausufernde Verschuldung, politische Lähmung. Moody’s spricht von einer erheblich schwächeren Schuldentragfähigkeit im Vergleich zu anderen Industrienationen.
Ein Schlag ins Gesicht für Trump
Für Donald Trump kommt diese Entscheidung zur Unzeit. Gerade war er von einer außenpolitisch erfolgreichen Reise aus dem Nahen Osten zurückgekehrt, mit Investitionszusagen in Milliardenhöhe. Doch was sind solche Summen wert, wenn die US-Gesamtschulden bei 36 Billionen Dollar liegen, also nach deutschem Zahlensystem 36.000.000.000.000 Dollar. Ein Lottogewinn von einer Million Euro hilft wenig, wenn der Schuldner in diesem Beispiel mit einer Milliarde Euro verschuldet ist.
Das Weiße Haus reagierte prompt
Sprecher Kush Desai machte die Politik der Biden-Administration für die Schuldenexplosion verantwortlich. Die Administration kündigte harte Eingriffe an. Verschwendung, Betrug und Missbrauch würden bekämpft. Moody’s, so Desai, habe die fiskalische Katastrophe der vergangenen vier Jahre ignoriert. Manche vermuten, die Herabstufung solle Trump bewusst eins auswischen.
Für Trump ist die Herabstufung ein politischer Tiefschlag
Einige Beobachter vermuten bereits, Moody’s wolle dem früheren Präsidenten gezielt schaden. Eine Entscheidung dieser Tragweite, kurz vor der strategischen Zwischenwahl für 2026, lässt Raum für Spekulation. Auffällig ist jedenfalls der Zeitpunkt. Und dass ausgerechnet Moody’s, jene Ratingagentur, die während der Finanzblase 2008 noch minderwertige Hypothekenpapiere mit der Bestnote AAA versah, nun den moralischen Zeigefinger hebt, erscheint vielen als doppelt fragwürdig.
Diese Fehlbewertungen hatten 2008 zur weltweiten Finanzkrise geführt, die auch Deutschland unvermittelt traf. Bankenrettungen, Steuerpakete, Sparprogramme und eine jahrelange Niedrigzinspolitik waren die Folge. Die Seriosität von Moody’s ist seither selbst beschädigt. Dass diese Institution jetzt der westlichen Führungsmacht vors Schienbein tritt, hat ein „Geschmöckle“.
Die Schulden der USA sind kein amerikanisches Problem. Sie sind ein globales Risiko
Die US-Staatsverschuldung liegt derzeit bei über 36 Billionen Dollar, nach deutscher Zahlenlesart. Die Zinslast allein belief sich im vergangenen Haushaltsjahr 2024 auf 981 Milliarden Dollar. Im laufenden Jahr 2025 dürfte der Schuldendienst erstmals die Marke von einer Billion Dollar jährlich überschreiten. Das ist mehr als der gesamte Verteidigungshaushalt der Vereinigten Staaten. Der Staat nimmt neue Schulden auf, um die Zinsen für alte Schulden zu zahlen. Das ist kein tragfähiges Finanzmodell. Das ist der Einstieg in eine strukturelle Abwärtsspirale.
Diese Dynamik kennt man sonst aus Staaten wie Argentinien oder Griechenland. Dass nun ausgerechnet die westliche Führungsmacht in diese Lage gerät, ist ein deutliches Warnsignal. Moody’s Entscheidung trifft nicht nur Amerika. Sie erschüttert das Vertrauen in das globale Finanzsystem, das auf der Stabilität des US-Dollars ruht.
Was bedeutet das für Europa
Europa ist wirtschaftlich eng mit den Vereinigten Staaten verflochten. Deutsche Banken, Versicherer und Staatsfonds halten große Bestände an US-Staatsanleihen. Wenn diese nicht mehr als erstklassig gelten, drohen Bewertungsabschläge, Refinanzierungsprobleme und Unsicherheit an den Kapitalmärkten. Besonders betroffen sind Institute, deren Eigenkapital direkt an Ratings gebunden ist.
Moody’s Entscheidung ist keine Formalität. Sie ist eine Warnung für Anleger. Sie macht sichtbar, was viele bereits befürchten. Die amerikanische Politik ist blockiert. Ein tragfähiger Haushaltsplan fehlt. Der Kongress ist gelähmt. Investoren ziehen Konsequenzen. Sie suchen Sicherheit. Gold, Bitcoin, Rohstoffe – die Kapitalflucht hat längst begonnen.
Was bedeutet das für uns
Auch deutsche Banken reagieren. Kredite werden teurer. Baufinanzierungen geraten unter Druck. Versicherungen müssen umschichten. Die EZB steht vor der Unmöglichkeit, gleichzeitig Inflation zu bekämpfen und Staaten finanziell abzusichern.
Für deutsche Sparer ist die Lage eindeutig. Die Geldwertstabilität, auf die man sich Jahrzehnte verlassen konnte, steht auf dem Spiel. Geldwert ist kein Naturgesetz. Er ist ein politisches Versprechen. Und dieses Versprechen wird brüchig. Gold und Bitcoin könnten bald die letzten sicheren Zufluchtsorte sein.
Was sagt das über die Lage aus
Vielleicht beginnt die nächste große Finanzkrise nicht mit einem Knall, sondern mit einem Stempel. Herabgestuft. Die Fassade bröckelt. Das Vertrauen erodiert. Die westliche Ordnung wirkt überfordert. Die US-Schuldenkrise ist kein Randthema mehr. Sie ist ein globales Risiko. Moody hat gesprochen. Die Regierung in Washington hat geantwortet. Doch echte Lösungen bleiben aus. Der Weckruf ist da. Nur: Wer will ihn hören.