Forschern aus den USA ist es gelungen, CO2 aus der Luft in Benzin umzuwandeln. Was wie ein Aprilscherz klingt, ist tatsächlich Realität. Namhafte Investoren sind bereits mit an Bord. - Wie werden wohl die Grünen reagieren?
Von Meinrad Müller
Manchmal kann man echt nicht sagen, ob es Fake News oder ein technischer Durchbruch ist. Im Jahre 1880 glaubte auch niemand an den „Strom aus der Steckdose“. Wir sind aber immer dann mehr geneigt, Dinge zu glauben, wenn sie einen riesigen Vorteil für uns hätten, wie etwa kostenloses Benzin. Die angesehene Fachzeitung Interesting Engineering hat am 27. Mai 2025 mit einer Sensation aufgewartet: Eine kühlschrankgroße Maschine, die Benzin aus der Luft zaubert! Genau, Sie haben richtig gehört – kein Bohren, kein Fördern, nur ein kompaktes Gerät, das CO₂ aus der Atmosphäre fischt und es mit erneuerbarer Energie in Sprit verwandelt, während es in Ihrer Garage vor sich hin brummt wie ein zufriedener Kater.
Die Firma Aircela, ein schickes Startup aus New York, hat in einer glanzvollen Vorführung in Manhattan gezeigt, wie dieses Wunderding Benzin in Echtzeit produziert. Stellen Sie sich vor: Sie parken die Maschine neben Ihrer Espressomaschine, schließen sie an die Solarzellen auf dem Dach an, und schwupps – Ihr Auto tankt fossilfreies Benzin, während Sie Ihren Latte genießen. Klingt nach einem Aprilscherz? Vielleicht. Doch die Investoren, angeblich Größen wie Chris Larsen, Jeff Ubben und Maersk Growth, schwören, dass dies der nächste große Wurf ist. Der Physiker Klaus Lackner, der Mastermind hinter der Technologie, träumt schon lange davon, CO₂ in etwas Sinnvolles zu verwandeln – und was ist sinnvoller als Sprit für lau?
Doch bevor wir unsere Tankkarten in den Schredder werfen, gibt’s Fragen, die selbst der größte Optimist nicht übersehen kann. Erstens: Niemand verrät, wie viel Strom dieses Ding schluckt. Wenn Ihre Stromrechnung plötzlich höher ist als der Benzinpreis an der Tankstelle, war’s das mit dem Gratis-Benzin. Aircela verspricht, die Dinger „später im Herbst“ 2025 in Serie zu produzieren. Klar, und bis Silvester steht so ein Teil in jeder Garage, gleich neben dem Tannenbaum.
Überprüfung der Investoren
Die genannten Investoren – Chris Larsen, Jeff Ubben und Maersk Growth – werden in mehreren Quellen in Verbindung mit Aircela erwähnt, was ihre Beteiligung plausibel macht:
Chris Larsen: Der Gründer von Ripple wird in Berichten von IT Boltwise und GlobeNewswire als Investor genannt. Seine Beteiligung passt zu seinem Interesse an innovativen Technologien, obwohl konkrete Details zu seinem Investment nicht öffentlich sind.
Jeff Ubben: Als bekannter Aktivist-Investor und Mitglied des ExxonMobil-Vorstands wird Ubben ebenfalls in IT Boltwise und GlobeNewswire als Unterstützer von Aircela genannt. Sein Engagement in nachhaltigen Energielösungen unterstützt die Glaubwürdigkeit dieser Angabe.
Maersk Growth: Der Venture-Arm von A.P. Moller-Maersk hat laut CCUS Expo, Carbon Herald und GlobeNewswire in Aircela investiert, mit Fokus auf grüne Kraftstoffe wie Methanol und Benzin. Maersk Growths Beteiligung wurde bereits 2023 für Feldtests bestätigt, und ein Vertreter, Morten Bo Christiansen, ist als Beobachter im Aircela-Vorstand tätig.
Die Investorenangaben stimmen also mit den verfügbaren Informationen überein. Dennoch bleibt Skepsis angebracht: Die Finanzierungssummen (z. B. 5,54 Mio. USD laut Tracxn) sind für eine Technologie dieser Komplexität relativ gering, und es fehlen Angaben zu weiteren Investoren oder der Gesamthöhe der Finanzierung.
Die Fachwelt ist gespalten.
Während die einen von einem „Gamechanger“ schwärmen, flüstern die anderen etwas von „zu schön, um wahr zu sein“. Auf X hat die Geschichte noch keinen großen Anklang gefunden – vielleicht sind die Leute zu beschäftigt, ihre alten Benzinkanister zu entsorgen, in der Hoffnung, bald nur noch Luft zu tanken. Bis unabhängige Tests zeigen, wie effizient und günstig diese Technologie wirklich ist, bleibt es wie ein Lottogewinn.