Wenn Sie jemals den Zusammenbruch eines Schneeballsystems in Zeitlupe erleben wollten, sollten Sie ein Auge auf das deutsche Rentensystem werfen.
Von Thomas Kolbe via zerohedge
Rhetorisch und politisch als „Umlagesystem“ schöngefärbt – bei dem die heutigen Arbeitnehmer die Renten der gestrigen Generation finanzieren – ist dieser bürokratische Umverteilungsriese vollständig auf einen stetig wachsenden Pool an Beitragszahlern angewiesen. Das Problem: Deutschland altert, schrumpft und verliert seine industrielle Basis.
Gerade rechtzeitig zur demografischen Krise – sinkende Geburtenraten, steigende Lebenserwartung und längere Rentenauszahlungen – haben sich die politischen Entscheidungsträger dazu entschlossen, das verbleibende industrielle Fundament des Landes im grünen Rausch niederzubrennen. Jahr für Jahr werden rund 70 Milliarden Euro an Wertschöpfung in den Kamin geschoben, während in den letzten Jahren über eine halbe Million Arbeitsplätze verschwunden sind. Das bedeutet: eine halbe Million weniger Beitragszahler im Renten-Schneeballsystem.
Steuergelder zur Aufrechterhaltung der Illusion
Um die Lokomotive am Rollen zu halten – auch wenn sie in die falsche Richtung rast – stopft der Bund inzwischen das klaffende Finanzloch der Rentenkasse mit rund 123 Milliarden Euro jährlich aus dem allgemeinen Haushalt. Mit anderen Worten: Die Arbeitnehmer zahlen ein zweites Mal – diesmal in Form von Steuern – um dasselbe nicht tragfähige System zu stützen, das sie bereits durch rekordhohe Lohnabzüge finanzieren.
Mit einem Staatsausgabenanteil von inzwischen über 50 % des BIP hat Deutschland einen voll ausgewachsenen Hyperstaat errichtet. Daran hängt eine aufgeblähte Bürokratie mit stetig wachsenden Verwaltungstentakeln: Schichten von Sozialversicherungsträgern und subventionierten Institutionen, die inzwischen als inländischer Vollzugsarm des selbstzerstörerischen Green Deal aus Brüssel fungieren.
Die bevorstehende tiefe wirtschaftliche Depression, die sich bereits seit drei Jahren in einer quasi-permanenten Rezession ankündigt, wird zeigen, wie widerstandsfähig – und zahlungsfähig – die Ersparnisse und Vermögenswerte vergangener Generationen wirklich sind. Es könnte ihre Sparsamkeit sein, die den Schlag des grünen Wahnsinns der Gegenwart abfedert.
Gefangen in der Logik eines Schneeballsystems und keynesianischer Voodoo-Ökonomie
Ganz dem Denken von Schneeballsystemen und keynesianischer Voodoo-Ökonomie verhaftet, plant die neue Bundesregierung nun den großen Befreiungsschlag. Mit dem Schuldenhammer von einer Billion Euro in den kommenden Jahren soll jedes Problem beseitigt und die Wirtschaft wieder auf Kurs gebracht werden.
Das Geld soll im Großen und Ganzen dazu dienen, den Verteidigungshaushalt – wie vom letzten NATO-Gipfel gefordert – auf 5 % des BIP zu erhöhen, in die marode Infrastruktur des Landes zu fließen und zahllose Löcher im überforderten Sozialapparat zu stopfen.
Wir müssen hier nicht ins Detail gehen, um daran zu erinnern, dass solche konjunkturgetriebenen Geldverbrennungsaktionen nichts als mehr Schulden und Inflation hinterlassen und gedrucktes Kapital in Sektoren lenken, für die es kaum oder keine echte Nachfrage gibt. Es würde genügen, wenn Politiker auch nur flüchtige Kenntnisse der jüngeren Wirtschaftsgeschichte hätten – sie würden erkennen, dass sie wieder einmal mit dem Kopf gegen dieselbe Wand rennen wie in früheren Jahrzehnten.
Sozialisten diskutieren höhere Beitragsbemessungsgrenze
Währenddessen diskutiert die SPD – Juniorpartner in der von Kanzler Friedrich Merz geführten CDU-Regierung – derzeit über eine Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze für die Rentenversicherung um 500 Euro auf 8.050 Euro monatliches Gehalt. Diese Erhöhung würde für alle, die dieses Einkommen beziehen, eine zusätzliche jährliche Belastung von über 1.116 Euro bedeuten. Mit anderen Worten: Diejenigen, die ohnehin schon den Großteil der fiskalischen Last des Landes tragen und als letzte produktive Säulen der Gesellschaft fungieren, würden erneut zur Kasse gebeten. Der Sozialstaat und der gesellschaftliche Frieden, so das Argument, seien dieses Opfer wert.
Die Reaktion des Koalitionspartners CDU ließ nicht lange auf sich warten. Es gab eine einhellige Ablehnung des SPD-Vorschlags, die Spitzenverdiener des Landes erneut zu belasten. Wolfgang Steiger, Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrats, erklärte:
„Wir lehnen die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze in der gesetzlichen Krankenversicherung strikt ab. Sie würde die Arbeitskosten weiter erhöhen.“
Das klingt zunächst gut und hat seine Berechtigung. Es wird Zeit, dass die Finanzpolitik zur Milei-Kettensäge greift, anstatt weiterhin das sozialistische Füllhorn zu schwenken. Doch die jüngste Geschichte hat gezeigt, dass die CDU ihre Positionen schneller wechselt, als man denkt.
Nicht zuletzt ist es Kanzler Friedrich Merz selbst zu verdanken, dass das Vertrauen in seine Partei am Boden liegt. Nach mehrfach gebrochenen Wahlversprechen – wie der Senkung der Stromsteuer oder der Sicherung der Außengrenzen – glaubt niemand mehr an seine Partei.
Denn schließlich muss die Solidargemeinschaft, die inzwischen als globales Sozialamt agiert, auch in anderen Sozialversicherungszweigen Ausgleichszahlungen leisten – die dank erfolgreicher Rekrutierungsmaßnahmen im Bereich der illegalen Migration einen erheblichen Sonderfinanzierungsbedarf haben.
Deutschland – Opfer des eigenen Erfolgs
Zwei erfolgreiche Nachkriegsgenerationen haben das Kapital und die wirtschaftliche Basis geschaffen, auf der der neu-sozialistische Irrweg gedeihen konnte – in Form eines überwucherten Sozialstaats.
Das Grundproblem liegt nicht nur in der erdrückenden Steuer- und Abgabenlast in Deutschland, sondern auch in der stagnierenden Produktivität, die eine schnelle private Kapitalbildung für große Teile der Bevölkerung nahezu unmöglich macht.
Obwohl Politiker gelegentlich mit der Idee eines kapitalgedeckten Rentensystems liebäugeln, sind solche Vorschläge angesichts des schieren Gewichts des umlagefinanzierten Systems ein politisches Selbstmordkommando. Die Deutschen halten fast ausschließlich bargeldbasierte Ersparnisse, was sie extrem anfällig macht, sobald der Staat – gemeinsam mit der EZB – die Inflationsmaschine anwirft. Hinzu kommt eine tief verwurzelte Risikoaversion: kulturell und historisch sind sie allergisch gegen Aktienmärkte oder private Altersvorsorge.
Mächtiger Wählerblock
Die Rentenversicherung ist das perfekte Fallbeispiel. Mit über 21 Millionen Rentenbeziehern scheitert jede Reform zu deren Lasten an diesem homogenen Wählerblock. Deutschland könnte das Rentenalter anheben – was es auf 67 Jahre versucht. Es könnte die Leistungen kürzen – was es nicht tut. Renten sind an Inflation und Produktivitätswachstum gekoppelt.
Die Politik könnte den grün-sozialistischen Kurs ablehnen und zur wirtschaftlichen Vernunft des freien Marktes zurückkehren, um die Basis der Beitragszahler zu erweitern und Investitionen anzuziehen. Doch sie tut es nicht. Die Bürokratie – die politische Frontorganisation – ist einfach zu mächtig. Ihr Produkt ist Regulierung, und zusätzliche Sozialleistungsempfänger sind ihre Kunden.
Der Weg des geringsten Widerstands wird gewählt: weitere Beitragserhöhungen für die produktiven Säulen der Gesellschaft. Bundessubventionen aus dem Steuerpool werden zur Entlastung hinzukommen. Doch aufgrund der demografischen Entwicklung und der wirtschaftspolitischen Zerstörung – vor allem in Deutschland, aber auch in der EU insgesamt – steuert das Schneeballsystem auf den Abgrund zu.



