Sollten die Gespräche zwischen Trump und Putin scheitern, deutet sich ein Handelskonflikt zwischen den USA und den BRICS-Staaten an – mit China als Hauptgegner. Die BRICS-Länder kündigten bereits Gegenzölle an, sodass Trumps Zollpolitik leicht zum Bumerang werden könnte.
Von Andreas Männicke
US-Präsident Donald Trump will sich am 15. August in Alaska mit Wladimir Putin treffen, nachdem sein Ultimatum an Russland am 8. August abgelaufen ist. Das Gespräch soll zunächst ohne den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj stattfinden. Selenskyj hat erklärt, nicht bereit zu sein, über russische Gebietsansprüche zu verhandeln.
Zuvor hatte Trump mit scharfen Sanktionen nicht nur gegen Russland gedroht, sondern auch mit höheren Zöllen gegenüber Verbündeten. Gegen Indien wurde kurz vor Ablauf des Ultimatums der Importzoll auf 50 % erhöht – als Reaktion darauf, dass Indien günstiges russisches Öl importiert und Ölprodukte weltweit verkauft.
Russland ignorierte das Ultimatum bisher und setzt seine Offensive fort; inzwischen steht die Einnahme der Stadt Cherson im Raum. Putin signalisierte dennoch Verhandlungsbereitschaft und bot einen temporären Teilwaffenstillstand im Luftraum an. Gleichzeitig dauert die massenhafte Drohnenangriffe auf die Ukraine an. Angesichts des Vormarsches ordnete die Ukraine die Evakuierung von 19 Ortschaften in der Region Donezk an.
Droht ein Handelskrieg mit den BRICS?
Sollten die Gespräche zwischen Trump und Putin scheitern, deutet sich ein Handelskonflikt zwischen den USA und den BRICS-Staaten an – mit China als Hauptgegner. Die BRICS-Länder kündigten bereits Gegenzölle an, sodass Trumps Zollpolitik leicht zum Bumerang werden könnte.
Das neue US-Haushaltsgesetz verschärft die Lage: Staatsschulden und Zinslast steigen weiter, weil Kapitalmarktzinsen von 4–5 % hoch bleiben. Auch Deutschland spürt die Auswirkungen: die Zinslast stieg zuletzt auf ein Rekordvolumen von etwa 70 Mrd. €.
Die USA verzeichnen regelmäßig sowohl ein Leistungs- als auch ein Haushaltsdefizit von über 1 Bio. USD. Jahr für Jahr müssen neue Staatsanleihen in dieser Größenordnung platziert und später refinanziert werden – eine Herausforderung bei aktuell hohen Zinsen. Elon Musk warnte bereits vor einem Staatsbankrott, falls die Produktivität nicht deutlich gesteigert wird; KI allein dürfte dafür nicht ausreichen, kann aber etwa 0,5 % zusätzliches BIP-Wachstum bringen. Die jüngsten schwachen Arbeitsmarktdaten deuten hingegen auf Stagflationsrisiken, nachdem das BIP im 2. Quartal noch überraschend mit 3 % wuchs.
Zolleinnahmen steigen – Schulden ebenfalls
Trumps erhöhte Zölle generierten bislang rund 100 Mrd. USD Einnahmen; das Ziel bis Jahresende liegt bei 300 Mrd. USD. Im Vergleich zur Neuverschuldung von rund 2 Bio. USD durch das Haushaltsgesetz sind diese Einnahmen relativ gering. Kritiker, darunter Elon Musk, haben das Gesetz scharf kritisiert.
Darüber hinaus ist die sogenannte Epstein-Akten-Debatte noch nicht abgeschlossen, was zusätzlichen politischen Druck erzeugen könnte.
Während mehrere Länder bislang wenig Widerstand gegen Trumps Linie zeigten, dürften die BRICS deutlich entschlossener reagieren. Ihre wichtigsten Hebel: Rohstofflieferungen und große Bestände an US-Staatsanleihen. Die EU wirkt im Vergleich bislang zurückhaltender – obwohl Zollsätze teils hoch sind (beispielsweise Aluminium und Stahl).
Frieden oder neue Eskalation?
Ob das Treffen am 15. August zu einer De-Escalation oder zu weiterer Zuspitzung führt, bleibt offen. Die BRICS bleiben tendenziell pro-russisch. Ein dauerhafter Waffenstillstand erscheint nur realistisch, wenn Selenskyj in Verhandlungen eingebunden wird. Ein rein symbolischer 30-tägiger Waffenstillstand, der lediglich der Aufrüstung dient, wäre kontraproduktiv.
Trump gibt an, das „unnötige Sterben Tausender Soldaten“ beenden zu wollen. Putin stellt jedoch weitreichende Forderungen, weshalb ein schneller Friedensvertrag unwahrscheinlich ist. Denkbar ist zunächst ein längerfristiger Waffenstillstand und eine kooperative, wenn auch fragilere Koexistenz zwischen Ost- und West-Ukraine. Ein möglicher Bestandteil einer Einigung könnte der schrittweise Abbau von Sanktionen sein – auch auf Kapitalmarktebene.
Trump als Vermittler – Nobelpreis-Aussichten?
Trump vermittelte bereits einen Friedensvertrag zwischen Armenien und Aserbaidschan in Washington. Gelingt ihm Ähnliches in der Ukraine, würde das seine Chancen auf einen Friedensnobelpreis stärken. Gleichwohl ist Trumps anhaltende Unterstützung für Israels Premierminister Benjamin Netanjahu umstritten; kürzlich kündigte der deutsche Bundeskanzler an, keine Waffen mehr an Israel liefern zu wollen.
EU verschärft Öl-Sanktionen
Die EU, Großbritannien und Kanada senkten die Preisobergrenze für russisches Öl von 60 auf 47,60 USD, um Russlands Einnahmen zu reduzieren. Möglicherweise wird die EU dadurch zu einem zentraleren Gegner Moskaus – zumindest zu Beginn einer Krisenphase.
Ein Waffenstillstand könnte den Druck zwischen den USA und den BRICS zwar mildern, doch der strukturelle Machtkampf zwischen den USA und China dürfte weiter bestehen.
Aktienmärkte bleiben gelassen — vorerst
Die globalen Aktienmärkte reagieren bislang vergleichsweise gelassen auf die geopolitischen Spannungen. Ein offener Handelskrieg zwischen den USA und den BRICS würde jedoch erhebliche Auswirkungen haben.
Der Außenhandel zwischen China und den USA sowie zwischen EU und USA hat bereits nachgegeben, dennoch notieren viele Leitindizes nahe ihren Allzeithochs: DAX bei rund 24.000 Punkten (+20 %), S&P bei 6.300–6.400 Punkten (+9 %).
Die sogenannten „Magnificent Seven“ treiben den NASDAQ auf Rekordniveau (21.450 Punkte, +11 %), gestützt durch starke KI-getriebene Wachstumsraten.
Apple, Nvidia, Bitcoin und Gold im Anlegerfokus
Apple kündigte Investitionen von 600 Mrd. USD in den USA über die nächsten vier Jahre an; die Aktie stieg zuletzt deutlich (von ~205 auf ~230 USD). Nvidia präsentierte Rekordzahlen, Kurs und Marktkapitalisierung erreichten neue Höchststände (Kurs ~182 USD; Marktkapitalisierung ~4,45 Bio. USD).
Bei den Edelmetallen und Digitalassets gab es ebenfalls starke Bewegungen: Bitcoin erreichte neue Höchststände (genannte Marke: 122.000 USD), Ethereum legte binnen eines Monats über 50 % zu und notiert jenseits von 4.000 USD. Gold hält sich nahe seinem Allzeithoch bei rund 3.400 USD pro Unze und verzeichnete über das Jahr signifikante Zuwächse (ca. +40 % in USD; +30 % in EUR).
Osteuropäische Börsen stark
Mehrere osteuropäische Indizes outperformen den DAX deutlich. Beispiele seit Jahresbeginn (Rundwerte):
- UTX (Ukraine): +69 %
- PTX (Polen): +41 %
- CTX (Tschechien): +35 %
- HTX (Ungarn): +29 %
- SETX (Südosteuropa): +30 %
- SBI (Slowenien): +30 %
- CECE (Region): ~+40 %
- BTX (Bulgarien): +19 %
- ROTX (Rumänien): +22 %
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