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Osteuropabörsen boomen – die 50% Chance!

In diesem außergewöhnlichen Aktienjahr 2025 stiegen nicht nur KI-Werte, sondern auch zahlreiche Value-Aktien aus Osteuropa. Sechs osteuropäische Börsenindizes übertrafen erneut deutlich die Entwicklung von DAX und S&P 500.

Von Andreas Männicke

Der längste Government Shutdown in der Geschichte der USA dauerte 42 Tage. Nun konnte US-Präsident Donald Trump endlich einen Übergangshaushalt verkünden. Offen bleibt jedoch, ob es ihm im kommenden Jahr gelingen wird, das weiterhin viel zu hohe Haushaltsdefizit von über einer Billion US-Dollar zu senken. Ob nach dem Ende der schier endlosen Verhandlungen zwischen Republikanern und Demokraten über „Obamacare“, also über die Zuschüsse für einkommensschwache Versicherte, eine Jahresendrally an den Börsen einsetzt, bleibt abzuwarten.

Schon jetzt ist jedoch deutlich, dass in diesem außergewöhnlichen Aktienjahr 2025 nicht nur KI-Werte überzeugen konnten, sondern auch zahlreiche Value-Aktien aus Osteuropa. Sechs osteuropäische Börsenindizes übertrafen erneut deutlich die Entwicklung von DAX und S&P 500. Der CECE-Index, ein von der Wiener Börse entwickelter Index mit Werten aus Polen, Ungarn und Tschechien, legte um 44,8 Prozent zu, während der DAX lediglich 19,3 Prozent erreichte. Auch Edelmetalle und Kryptowährungen erzielten im Jahresverlauf eine starke Performance, trotz jüngster scharfer Korrekturen.

Ein Blick nach Osteuropa lohnt sich daher weiterhin – insbesondere auf Länder wie Polen, Georgien und Kasachstan, die hohe BIP-Wachstumsraten aufweisen. 

Ende des Government Shutdowns ist kein Befreiungsschlag

Das Ende des Government Shutdowns ist zwar offiziell, doch ein Befreiungsschlag ist es nicht. Trotz Übergangshaushalt bleiben die USA mit weit über 37 Billionen US-Dollar hoch verschuldet. Die Haushaltsdefizite sind weiterhin alarmierend hoch und es ist fraglich, ob Trumps aggressive Zollpolitik hier Besserung bringt. Von großer Bedeutung wird sein, wann und in welchem Umfang die US-Notenbank den nächsten Zinssenkungszyklus einleitet. Die hohen Zinskosten sind – neben den Verteidigungsausgaben – mittlerweile der größte Posten im amerikanischen Etat.

Frankreich vor möglichen Neuwahlen 2026?

Ähnliche Haushaltsprobleme plagen Frankreich. Der politische Streit könnte weiter eskalieren, da die Minderheitsregierung von Präsident Macron auf Zustimmung sowohl von Rechts als auch von Links angewiesen ist. Scheitert dies, könnten bereits 2026 Neuwahlen anstehen – ein Szenario, das für die EU heikel wäre, sollte der rechte Flügel weiter an Einfluss gewinnen. Frankreich leidet wie die USA unter hohen Verteidigungs- und Zinsausgaben. Auch Deutschland könnte 2025 in Probleme geraten, falls die Wirtschaft weiterhin stagniert und damit wichtige Steuereinnahmen ausbleiben. Zudem drohen Belastungen im Rentensystem, falls das Renteneintrittsalter nicht angepasst wird.

Trump kämpft an vielen Fronten

Trump erklärte offiziell den Kampf gegen das venezolanische Drogenkartell – viele Beobachter sehen darin jedoch eher den Versuch, Präsident Maduro zu schwächen, um Zugang zu den großen Ölvorkommen des Landes zu erhalten. International konnte Trump zuletzt als vermeintlicher Friedensstifter punkten, doch innenpolitisch steht er unter Druck.

Die Epstein-Affäre rückt zunehmend in seinen Fokus, und die Frage steht im Raum, ob er die entsprechenden Unterlagen freigeben wird. Seine Zustimmung in der Bevölkerung fiel zuletzt auf 42 Prozent – ein neues Tief. Welche Folgen seine Zollpolitik für die US-Wirtschaft haben wird, ist unklar. Die Inflation bleibt zwar niedrig, doch das Konsumklima ist deutlich eingetrübt. Entsprechend gespannt wird nun auf das Weihnachtsgeschäft geblickt.

KI-Aktien wie Nvidia geraten unter Druck

Die Wall Street zeigte sich bisher robust. Der S&P 500 notierte nahe seinem Allzeithoch bei 6734 Punkten und liegt damit 14,7 Prozent im Plus seit Jahresbeginn. Einige KI-Werte gerieten jedoch unter Druck: Nvidia fiel von über 200 auf rund 190 US-Dollar, was einer normalen Korrektur entspricht. Dennoch verlor das Unternehmen rund 400 Milliarden US-Dollar an Börsenwert.

Die hohe Gewichtung von KI-Aktien im S&P 500 und Nasdaq könnte 2025 zu einem Risikofaktor werden. Gleichzeitig investieren die großen Tech-Konzerne wie Nvidia, Microsoft und Google Milliardenbeträge in neue Rechenzentren und die KI-Infrastruktur. Trump hofft dabei auf einen Produktivitätsschub für die US-Wirtschaft.

DAX in Euro klar stärker als die US-Indizes

Der DAX schloss am Freitag bei 23.876 Punkten und liegt damit 19,3 Prozent seit Jahresbeginn im Plus. Seit dem Sommer bewegt er sich jedoch in einer Seitwärtsrange zwischen 23.500 und 24.500 Punkten. Viele deutsche Unternehmen melden solide Auftragsbestände, wie zuletzt Siemens Energy – die Aktie stieg nach neuen Rekordorders um zehn Prozent. Gleichzeitig erreichte die Zahl der Insolvenzen einen neuen Höchststand, da hohe Energiekosten vor allem den Mittelstand belasten. In Euro gerechnet performte der DAX deutlich besser als die US-Indizes, da der US-Dollar gegenüber dem Euro mehr als zehn Prozent an Wert verlor.

Edelmetalle korrigieren auf hohem Niveau

Gold blieb am Freitag stabil bei 4080 US-Dollar je Unze, während Silber, Platin und Palladium teils kräftige Gewinnmitnahmen sahen. Dennoch waren in den vergangenen zwölf Monaten hohe Gewinne möglich: Gold stieg in US-Dollar um 56 Prozent, Silber um 62 Prozent, Platin um 59 Prozent und Palladium um 37,7 Prozent. In Euro fiel die Performance aufgrund des schwächeren US-Dollars geringer aus.

Kryptowährungen im Rückwärtsgang

Kryptowährungen korrigierten seit Anfang Oktober deutlich – ähnlich wie viele KI-Werte. Dies muss jedoch kein Ende der Hausse bedeuten, da hohe Volatilität in diesem Markt üblich ist. Bitcoin fiel von über 124.000 auf unter 95.000 US-Dollar, Ethereum von über 4500 auf knapp 3000 US-Dollar, Ripple von 3,00 auf 2,17 US-Dollar und Solana von 220 auf 140 US-Dollar. Während Bitcoin und Ethereum damit wieder auf dem Niveau von vor einem Jahr liegen, konnte sich Ripple verdoppeln; Solana verlor hingegen 42 Prozent.

Osteuropa als klarer Outperformer: CECE +45 Prozent

Deutlich weniger schwankungsanfällig zeigten sich die meist unterschätzten Märkte Osteuropas. Sechs osteuropäische Indizes übertrafen seit Jahresbeginn sowohl DAX als auch S&P 500 – wie schon im Vorjahr. Der CECE-Index legte um 44,8 Prozent zu, weit vor den großen westlichen Leitbörsen. Auch der SETX-Index für Südosteuropa stieg kräftig um 38,1 Prozent, und rumänische Aktien (ROTX-Index +37,7 Prozent) erfreuen sich wachsender Beliebtheit.

Selenskyi unter Druck nach Korruptionsaffäre

Der ukrainische UTX-Index liegt trotz des Krieges noch 47,9 Prozent im Plus. Präsident Selenskyi steht jedoch nach einem Korruptionsskandal stark unter Druck: Über 100 Millionen Euro sollen beim Energiekonzern Energoatom veruntreut worden sein. Energieminister und Justizminister verloren bereits ihre Ämter, doch auch Personen aus Selenskyis Umfeld sollen involviert gewesen sein. Parallel gewinnt Russland militärisch weiter an Boden und bombardiert gezielt Energieanlagen, was zu häufigen Stromausfällen führt.

Erst informieren, dann investieren

Eine sorgfältige Analyse der Russland-Ukraine-Krise und der wirtschaftlichen Perspektiven Osteuropas lohnt sich weiterhin. Viele Märkte der Region – darunter das Baltikum, Südosteuropa und die GUS-Staaten wie Kasachstan und Georgien – bieten trotz geopolitischer Risiken neue Chancen. Bereits 2023 zählten zwölf osteuropäische Börsen zu den dreißig weltweit besten Aktienmärkten, fünf davon lagen vor dem DAX. Und auch 2024 sowie 2025 konnte eine Vielzahl der osteuropäischen Märkte erneut deutlich outperformen. Ein Blick über den Tellerrand bleibt also empfehlenswert.

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