Der IWF diskutiert eine einmalige Kapital-Abgabe, die auf einen Schlag das Schuldenproblem lösen soll. Jeder Bürger mit Geld auf dem Konto soll in einer Art Überraschungsaktion über Nacht zur Kasse gebeten werden. Damit könne man die dramatische Schuldensituation der Staaten nachhaltig lindern.
In dem neuen Report "Taxing Our Way out of—or into?— Trouble" zeigt sich der IWF besorgt über die zunehmende Überschuldung der westlichen Industrienationen und diskutiert verschiedene Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen. Die Experten kommen zu dem Schluss, dass eine Vermögensabgabe der praktikabelste Weg sei, die Überschuldung der Staaten wieder auf ein normales Niveau zu bringen.
In dem Papier werden verschiedene Möglichkeiten erörtert, die Schulden los zu werden: Inflation würde das Vertrauen ins Geldsystem zerstören. Sparen dagegen geht nicht ohne gesellschaftlichen Widerstand und Aufruhr. Deshalb kommen die Experten zu dem Schluss, dass man in einer plötzlichen Enteignungs-Aktion über Nacht den Sparern einen gewissen Abschlag X abnimmt - deklariert als einmalige Vermögensabgabe. Die Durchführung müsse allerdings im Vorfeld streng geheim bleiben, damit niemand Vorbereitungen treffen könne, sich der Enteignung zu entziehen.
Wer genau rasiert werden soll, definiert das IWF nicht eindeutig. Jedoch geht aus der Studie hervor, das praktisch alle, die irgendwie Geld auf dem Konto haben, zur Kasse gebeten werden. ("households with positive net wealth")
Wörtlich schreibt der IWF:
"Die scharfe Verschlechterung der öffentlichen Finanzen in vielen Ländern haben die Möglichkeit einer einmaligen "Kapital-Abgabe" wieder belebt. Diese außergewöhnliche Maßnahme könnte die Glaubwürdigkeit in Sachen öffentliche Schulden wieder herstellen.
Ziel muss sein, dass diese Abgabe so durchgeführt wird, dass ihr niemand entgehen kann. Außerdem muss der Anschein erweckt werden, dass die Maßnahme einmalig sei, damit die Glaubwürdigkeit (ins System) gewahrt bleibt."
Das IWF beruft sich auf verschiedene historische Unterstützer einer solchen *Übernacht-Enteignung" und verweist auf Pigou, Ricardo, Schumpeter und, bevor er seine Meinung änderte - Keynes.
Dementsprechend glaubt das IWF, dass die Maßnahme erfolgreich sein könnte. Insbesondere, weil die riskante Alternative sei, dass Schulden irgendwann nicht mehr akzeptiert (keine Bonds mehr gekauft) werden oder weg inflationiert werden müssten.
In dem Report verweist das IWF auf historische Erfahrungen mit einmaligen Kapital-Abgaben und verweist auf Deutschland nach dem 1. und 2. Weltkrieg. Auch in Japan seien ähnliche Maßnahmen nach dem 2. Weltkrieg erfolgreich umgesetzt worden.
Um das Schulden-Niveau der Staaten wieder auf 2007-Niveau zu bringen taxiert der IWF die Abgaben-Höhe in einem Beispiel auf 10% und beruft sich dabei auf eine Fallrechnung von 15 Euro Ländern.
Bereits im Frühjahr kamen die "Experten" der Boston Consulting Group in der Studie "Back to Mesopotamia" zu einem ähnlichen Ergebnis. Um die Schuldenverhältnisse im Euro-Raum wieder zu normalisieren schlugen sie eine einmalige Vermögensabgabe von 10-30% vor.