Aus Angst vor einem Euro-Austritt und möglichen Komplikationen durch eine neue linke Regierung greifen immer mehr Griechen zur Selbsthilfe und ziehen ihr Geld von den Banken ab. - Droht ein Zypern-Szenario? Neue Eurokrise ist nicht mehr ausgeschlossen.
Von Michael Mross
Aus Angst vor politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen hoben laut Medienberichten im Dezember Sparer und Unternehmen insgesamt 2,5 Milliarden Euro von ihren Bankkonten ab.
Wie man allerdings auf diese Zahl kommt, bleibt ungewiss. Die Medien sprechen beschönligend von einer "Mini-Kapitalflucht". Doch wahrscheinlich ist das Gegenteil der Fall. Bankkunden heben im großen Stil ihr Geld ab. Ein echter Bankrun ist im Gange.
In Griechenland werden derzeit offenbar nicht nur die Geldautomaten geplündert sondern auch Unternehmen ziehen aus Sicherheitsgründen schon mal ihr Geld ab. Das dürfte die griechischen Banken in eine schwere Schieflage bringen.
Die EZB dürfte die wahre Höhe der Abhebungen und Überweisungen bis zuletzt verschleiern um nicht noch Öl ins Feuer gießen.
Der griechische Finanzminister versicherte vor wenigen Tagen, die Einlagen seien sicher: überlicherweise ist das ein Alarmzeichen.
Wenn der Bankrun weitergeht, droht auch in Griechenland ein Zypern-Szenario: Banken werden geschlossen, es werden Abhebe- und Überweisungslimite eingeführt. Ob man auch so weit gehen wird, Kunden für Bankpleiten haftbar zu machen bleibt abzuwarten. Ausgeschlossen ist nichts und die Vorgänge in Zypern zeigten in aller Deutlichkeit, wozu die Politik in der Eurozone fähig ist.
In der Zwischenzeit wird die EZB mit heimlichen Stützungs- und Hilfaktionen versuchen, zu retten, was zu retten ist. Sollte Griechenland aber wirklich den Euro verlassen, ist auch dieses Geld verloren. Allein Deutschland hat in den letzten Jahren rund 80 Millarden Rettungsgelder nach Athen überwiesen. Bei einem Euro-Austritt Griechenlands müssen diese Schulden wohl abgeschrieben werden.
Auf einem anderen Blatt steht der Euro selbst. Dieser notiert derzeit auf Mehrjahrestief gegen Dollar. Es sieht so aus als wenn es nicht nur in Griechenland einen Bankrun gibt, sondern dass immer mehr Anleger aus dem Euro selbst flüchten. Denn die Gemeinschaftswährung entwertet sich von Tag zu Tag.
Es sieht deshalb so aus, als wenn im neuen Jahr eine neue Eurokrise droht. Es dürfte spannend werden, wie Politik und EZB darauf reagiert.