Brief von Rof Finkbeiner
Ende der Fahnenstange 17
109 17 Athen
Liebe Griechen,
Ihr habt bei der letzten Wahl eindeutig gezeigt, dass Ihr keine Lust mehr auf weiteren Sparzwang verspürt und habt daher waschechte Kommunisten gewählt. Das war ein guter Schachzug, denn zum einen passt das prima zu unserem kommunistischen Politbüro in Brüssel und zum anderen geht es so noch schneller, das marode Finanzsystem endlich zum Einsturz zu bringen.
Dass Ihr diese Wahl als Coup und nicht als Lösung seht, habt Ihr den Bankstern parallel dadurch sehr deutlich gezeigt, indem Ihr in den beiden Monaten Dezember 2014 und Januar 2015 schlappe 16 Milliarden Euro von Euren Konten abgehoben und den Banken auf diese Weise einen neuen Negativrekord beschert habt.
Würdet Ihr dagegen tatsächlich daran glauben, Euer neuer Regierungschef könnte den Karren nochmals aus dem Dreck ziehen, hättet Ihr sicherlich anderes Vertrauen gezeigt. Wie richtig Eure Einschätzung bereits im Voraus war, hat die jüngste Entscheidung der EZB vergangene Woche bewiesen.
Der Goldman Sachs-Ableger in Frankfurt hatte ja angekündigt, künftig keine griechischen Anleihen mehr in Euros einzutauschen, obwohl es eigentlich ein fairer Tausch wäre: Wertlos gegen hoffnungslos schenkt sich nämlich wirklich nichts.
Insofern ist es verständlich, warum auch Ihr Eurerseits nicht mehr an die Zukunft der Finanzinstitute glaubt und ihnen ihre wichtigste Grundlage entzieht: Das Vertrauen. Dadurch verlieren sie gleichzeitig ihr zweites Standbein, die Einlagen.
Machen bei diesem Spiel nur genügend Bürger mit, geht es anschließend ganz kurz und schmerzlos, da die Banken nicht in der Lage sind, alle ihre Sparer vollständig auszuzahlen. Obwohl diese Tatsache für jeden einigermaßen intelligenten Menschen sofort offensichtlich wäre, wenn er sich denn dafür interessieren würde, ahnen die meisten nicht, welche Macht sie hier in Händen halten.
Unser Geldsystem basiert allein auf der Hoffnung seitens der Banken, dass niemals alle Kunden gleichzeitig ihr gesamtes Vermögen abholen werden. In normalen Zeiten funktioniert dieser Betrug daher wunderbar, aber wehe es gibt einen Riss im Finanzsystem – oder viel schlimmer: Vertrauensverlust.
Eben jenen habt Ihr den Geldhaien gerade beschert und es scheint fast so, als hinge das gesamte griechische Bankensystem lediglich am seidenen Faden. Wieviele Milliarden fehlen wohl noch, um die Institute vollends ins Jenseits zu befördern? 100 Milliarden Euro, 100 Millionen oder reichen vielleicht bereits 100.000?
Das Schöne an dem Bankrun, den Ihr zur Zeit veranstaltet, ist seine hohe Eigendynamik: Da mit jedem angehobenen Euro die Verlustgefahr für diejenigen steigt, welche ihr Geld weiterhin auf dem Konto liegen lassen, plündern immer mehr Leute ihre Konten, um bloß nicht zu denjenigen zu gehören, die am Ende von den Hunden gebissen werden.
Ob sich Eure weise Voraussicht eines nahen Tages womöglich auch bis nach Deutschland verbreitet und dort zahlreiche Nachahmer findet? Ich bezweifle das stark. Die Deutschen lieben den Euro – wenigstens unsere Politik liebt ihn alternativlos – und sie werden deswegen alles tun, um ihn zu retten.
Ihr könnt daher weiterhin Geld abheben, soviel Ihr wollt. Wir werden schon dafür sorgen, dass Eure Banken nicht so schnell pleite gehen. Es hängen einfach zu viele wichtige Posten an dieser Währung, denkt nur an das Politbüro in Brüssel und seine Zweigniederlassung in Berlin.
Nach dem Motto “In Deutschland eingezahlt – in Griechenland abgehoben” wird der Geldfluss also zunächst wohl nicht ins Stocken geraten.
So sehr ich mich jetzt auch mit Euch verbunden fühle, unsere Mentalitäten sind trotz vieler Jahre Zwangseinigung über den Moloch EU immer noch enorm verschieden. Während Ihr die Notwendigkeit erkannt habt, Eure Vermögen vor den Kommunisten in Sicherheit zu bringen und Eure Konten abzuräumen, noch bevor Ihr dieses Gesindel überhaupt gewählt habt, trägt der Durchschnittsdeutsche brav jeden Euro, der ihm nach großzügiger Besteuerung übrigbleibt, zur Bank und lässt sich sogar negative Zinsen davon abziehen.
Aber vielleicht kommen mit den griechischen Verhältnissen, die bald hierzulande herrschen dürften, ja auch griechische Verhaltensweisen. So richtig glaube ich jedoch nicht daran, deswegen habe ich mein Geld schon längst von sämtlichen Banken geholt und es vergoldet. Hoffentlich macht Ihr mit den abgehobenen Kröten dasselbe, denn sonst war alles umsonst.
Viele Grüße und in Verbundenheit gegen die kommunistischen Verbrecher
Euer Deutscher Zahlmichel