Der deutsche ifo-Geschäftsklimaindex hat im Oktober zum sechsten Mal in Folge nachgegeben. Das wichtige Stimmungsbarometer der Wirtschaft sank von 101,4 auf exakt 100 Punkte. Im Mittel hatte der Markt mit einem leichten Anstieg des Index gerechnet.
von Deutsche Postbank Research
Der deutsche ifo-Geschäftsklimaindex hat im Oktober zum sechsten Mal in Folge nachgegeben. Das wichtige Stimmungsbarometer der Wirtschaft sank von 101,4 auf exakt 100 Punkte. Dies lag sogar noch unter unserer eigenen Prognose von 100,6 Zählern, welche zugleich die niedrigste der von Bloomberg befragten Analysten war. Im Mittel hatte der Markt mit einem leichten Anstieg des Index gerechnet.
Verantwortlich für das unerwartet schlechte Abschneiden zeichnete die Lagekomponente. Sie rutschte um 3 auf 107,3 Zähler ab. Insgesamt war es bereits der vierte Rückgang in Folge. Dagegen konnte die Erwartungskomponente ihren Abwärtstrend im Oktober stoppen. Nachdem dieser Teilindex im Vorfeld fünf Mal in Serie nachgab, verharrte er nun bei 93,2 Punkten. Dies nährt die Hoffnung, dass der ifo-Index seine Talfahrt bald beendet. Außer der verhalten positiven Entwicklung der Erwartungen war das Bild insgesamt jedoch ausgesprochen negativ. Denn in den einzelnen Wirtschaftszweigen wurden durch die Bank Stimmungseintrübungen ausgewiesen. So rutschte der Index für das Verarbeitende Gewerbe mit hohem Tempo tiefer in den negativen Bereich und im Groß- und Einzelhandel setzte sich die im Vormonat angedeutete Stabilisierung nicht fort.
Anders als in den vergangenen Monaten liefen die deutschen Einkaufsmanagerindizes im Oktober in die gleiche Richtung wie der ifo-Index. Denn die zeitgleich veröffentlichten Oktober-Daten wiesen ebenfalls Rückgänge auf. Besonders deutlich war dieser im Falle des Verarbeitenden Gewerbes, dessen Indikator von 47,4 auf 45,7 Zähler nachgab. Wesentlich verhaltener war das Minus beim Indikator für den Dienstleistungssektor, der lediglich 0,4 Punkte unter dem September-Wert lag. Mit aktuell 49,3 Zählern bleibt er damit weiterhin in Schlagdistanz zur Expansionsschwelle bei 50 Punkten.
Auf EWU-Ebene blieben die Einkaufsmanagerindizes ebenfalls hinter den Erwartungen zurück. Obwohl es in Frankreich zur erhofften positiven Gegenbewegung auf die massiven Rückgänge im September gekommen war, gab der EWU-Index für die Industrie nach. Im Dienstleistungssektor wurde immerhin ein leichter Anstieg ausgewiesen. Beide Indikatoren bleiben jedoch mit Werten von 45,3 bzw. 46,2 im Kontraktionsbereich.
Der Reigen an wichtigen Stimmungsdaten für Deutschland und die Eurozone enttäuschte unter dem Strich. Mit Blick auf die zahlreichen Rückgänge bleibt das konjunkturelle Fahrwasser derzeit unruhig. Zumal zumindest in Deutschland alle Branchen gleichermaßen betroffen waren. Hoffnung verbreitete einzig die stagnierende Erwartungskomponente des ifo-Index. Sie sollte in den nächsten Monaten zu einer Stabilisierung des Gesamtindex führen. Hinsichtlich unseres Konjunkturszenarios bleiben wir bei unserer Einschätzung, dass eine allmähliche Belebung erst Anfang 2013 einsetzen wird.