MMnews-Exklusiv-Interview mit Prinz Michael von Liechtenstein: Bürger unter Generalverdacht. Die Hexenjagd auf Steuersünder dient der Einführung des Überwachungsstaates. Freiheit in akuter Gefahr.
Prinz Michael von Liechtenstein im Exklusiv-Interview mit Michael Mross: Was steckt wirklich hinter der weltweiten Hatz auf angebliche Steuersünder? Ist das Geschäftsmodell "Liechtenstein" bedroht?
USA und EU wollen sogenannte "Steueroasen" austrocknen. Doch was als Jagd auf angebliche Steuersünder verkauft und von den Medien beklatscht wird, ist nichts anderes als der Versuch des Staates, weiter in die Privatsphäre seiner Bürger einzudringen, sagt Prinz Michael von Liechtenstein.
Nicht jeder, der ein Konto im Ausland habe, ist auch kriminell und jeder Bürger habe ein natürliches Recht, Teile seines Vermögens zu verbergen. Die Beweggründe, dies zu tun, müssen nicht unbedingt steuerlicher Natur sein. Es gibt auch viele andere Motivationen - was auschließlich im Verfügungsrecht des Einzelnen liege. Doch dieser Freiheit werden die Bürger jetzt beraubt.
Es droht der global gläserne Bankkunde und der Überwachungsstaat, welcher die Geldbewegungen jedes Einzelnen bis zum letzten Euro kontrolliert. Die großen "Steuersünder" dienen als Vorwand, die Kontrollen einzuführen. Am Ende steht der Blockwart, welcher darüber wacht, ob das Auto des Nachbarn auch im Verhältnis zu seinem Einkommen steht.
In Sachen Steuerhinterziehung sieht Prinz Michael von Liechtenstein eine Mitschuld bei den Staaten, welche durch immer kompliziertere Steuergesetze mit teils rückwirkender Gültigkeit den Bürger auch schon bei kleinen Vergehen kriminalisiert.
Prinz Michael von Liechtenstein: "Wir gehen sehr stark einem Überwachungsstaat zu und man muss sich manchmal fragen, ob sich George Orwell mit "1984" im Datum getäuscht hat."
Offshore-Leaks
Steckt hinter "Offshore-Leaks-Affäre" in Wahrheit die CIA, welche den Medien die Daten übergeben haben? Wurden die Medien von Geheimdiensten mißbraucht, damit sie die nötige Öffentlichkeit in dem Fall schaffen und sich mit "eigener" Recherche brüsten können?
Dazu äußert sich von Liechtenstein zurückhaltend, ist aber der Überzeugung, dass die Medien schon längst nicht mehr eine Art Überwachungsfunktion des Staates haben, sondern lediglich als Verlautbarungsinstrumente und Rechtfertigungsbüttel staatlicher Maßnahmen dienen. In vielen Medien wird mehr Kontrolle und Überwachung durch den Staat gefordert, ohne die Konsequenzen kritisch zu durchleuchten. "Ich finde es bedenklich, dass Politik und Medien im Gleichklang schwingen."
Prinz Michael von Liechtenstein: "Wir stehen an einem Scheideweg, ob es weiter in Richtung Überwachungsstaat geht oder ob wir uns zurückbesinnen auf eine liberalere und vor allem verfassungsmäßige und freiheitliche Ordnung. Ich habe die Hoffnung, dass wir nicht zu einem totalen Überwachungsstaat kommen - aber ich kann es nicht ausschließen."
Prinz Michael von Liechtenstein im Gespräch mit Michael Mross: