Die Nachrichten überschlagen sich. In atemberaubendem Tempo geht die neue griechische Syriza-Regierung die Krisenbewältigung an. Hauptakteure sind der Ministerpräsident Alexis Ts...
Von Claudio Kummerfeld
Die Nachrichten überschlagen sich. In atemberaubendem Tempo geht die neue griechische Syriza-Regierung die Krisenbewältigung an. Hauptakteure sind der Ministerpräsident Alexis Tsipras sowie der neue Finanzminister Giannis Varoufakis. Wenn man sich die letzten sieben Tage seit der Wahl anguckt, wirkt alles auf den ersten Blick chaotisch – erst auf den zweiten Blick ergibt sich ein Bild, wenn man ein paar Schritte zurücktritt und inne hält.
Griechenland will nicht mehr mit der Troika reden
Griechenland will mit seinen Gläubigern verhandeln
Griechenland will nicht mit Angela Merkel reden
Griechenland denkt über Nazi-Reparationen nach
Griechenland ist verärgert über die Russland-Politik der EU
Griechenland spricht mit Frankreich über neue Konditionen
Griechenland ist nicht interessiert an einem Kredit aus Russland
Griechenland will, tut, macht, will nicht, tut nicht, macht nicht…
Guter Bulle, böser Bulle… schon mal davon gehört? Chaos versetzt den “Gegner” in Panik und macht ihn gefügig. Das soll anscheinend der Sinn der Sache sein. Etwas Negatives verkünden, nächsten Tag dann wieder einen leckeren Knochen hinwerfen. Tags darauf eine noch schlimmere Nachricht als am Tag zuvor vermelden, danach wieder was Positives… und so weiter und so weiter. Bis die EU-Partner am Ende froh sind, wenn man endlich überhaupt irgend eine Einigung erzielen kann – irgendwann ist man so genervt, dass man nur noch seine Ruhe haben will, und akzeptiert das, was die Griechen anbieten. Es geht um 240 Milliarden Euro.
Doch worauf kann es denn hinaus laufen? Die beiden neuen starken Männer Griechenlands werden auch wissen, dass sie mit ihren oft dreisten Forderungen nicht endlos weit gehen können. In unseren Artikeln vom 17.12.2014 und 12.01.2015 hatten wir diese Thematik bereits angesprochen. Was nach meiner Meinung das wahrscheinlichste Szenario ist, welches man erzielen kann: ” 10 Jahre komplettes Schulden-Moratorium” für Griechenland. D.h. zehn Jahre lang zahlt das Land keine Schulden zurück, auch keine Zinsen, und dann (mit ausreichend Luft im Haushalt) kann die neue Regierung endlich zeigen, ob sie den ganzen Laden umkrempeln kann, wie versprochen. Ein interessantes Experiment. So können übrigens alle von der “anderen” Seite, nämlich EZB, EU-Kommission sowie die nationalen europäischen Regierungen, ihr Gesicht wahren. Dem deutschen Wähler kann man dann immer noch sagen, dass man auf die Forderungen gegenüber Griechenland nicht verzichtet hat; sie werden einfach nur später zurückgezahlt. Man gewinnt wieder mal Zeit.
Und die Griechen… ja die, die müssen Ergebnisse liefern, und haben keine Möglichkeit mehr die Schuld auf irgendjemand anders zu schieben.
The post Griechenland: Die Lösung heißt “10 Jahre Schulden-Moratorium” appeared first on finanzmarktwelt.de.