Anhaltende China-Sorgen und Kommentare des iranischen Ölministers schicken Ölpreise auf Talfahrt. Gold erwies sich gestern als Fels in der Brandung, während die anderen Edelmetalle stark unter Druck gekommen sind.
Von Commerzbank Commodity Research
Die Ölpreise erlebten gestern einen regelrechten Absturz. Brent verbilligte sich um 6%, WTI um mehr als 5%. Brent fiel im Tief bei auf 42,23 USD je Barrel. WTI kostete zeitweise weniger als 38 USD je Barrel. Rohöl ist damit so preiswert wie zuletzt vor 6½ Jahren. Heute erholen sich die Preise zwar leicht. Verglichen mit den jüngsten Verlusten ist dies aber kaum der Rede wert.
Der gestrige Preisrutsch hatte nur bedingt etwas mit einer Neueinschätzung der fundamentalen Lage am Ölmarkt zu tun. Gestern wurde vor allem aus Angst vor einem Konjunktureinbruch in China ohne Rücksicht auf Verluste auf breiter Front verkauft. Dass Öl innerhalb des Rohstoffuniversums mit am meisten nachgab, könnte auf Äußerungen des iranischen Ölministers zurückzuführen sein. Dieser gab zu verstehen, dass sein Land unter allen Umständen die Ölproduktion erhöhen werde, um Marktanteile nicht dauerhaft zu verlieren.
Beim derzeitigen Preisniveau von weniger als 35 USD je Barrel für Bakken-Öl dürften viele kleinere US-Schieferölproduzenten nicht mehr kostendeckend arbeiten. Diese hatten den Preisanstieg auf 60 USD je Barrel im Frühjahr zum Anlass genommen, wieder verstärkt nach Öl zu bohren und sehen sich nun mit deutlich niedrigeren Preisen konfrontiert. Ohne neue externe Geldquellen dürften sie auf kurz oder lang aus dem Markt ausscheiden. Diese Marktbereinigung dürfte zu einem merklichen Rückgang der US-Ölproduktion führen und eine Preiserholung im späteren Jahresverlauf ermöglichen.
Edelmetalle:
Gold erwies sich gestern als Fels in der Brandung, während die anderen Edelmetalle stark unter Druck gekommen sind. Dabei haben Silber und Platin ihre Gewinne der Vortage abgegeben und fielen unter die psychologisch wichtigen Marken von 15 USD bzw. 1.000 USD je Unze.
Die Preisschäche bei Palladium war noch deutlicher ausgeprägt: Das weiße Metall ist heute Morgen mit knapp 530 USD je Unze auf den tiefsten Stand seit September 2010 gefallen. Insgesamt ist der Palladiumpreis damit seit dem Hoch im September 2014 um über 40% eingebrochen. Zwar kann man den Rückgang durch eine starke industrielle Verwendung von Palladium und vor allem die Bedeutung des Autosektors erklären – mehr als drei Viertel der Nachfrage entfällt auf die Autokatalysatoren, während Schmuck- und Investmentnachfrage weniger als 10% ausmachen.
Jedoch ist das Ausmaß des Preisrückgangs überzogen. Denn trotz einer Verlangsamung der Autokonjunktur wird die Nachfrage in diesem Jahr steigen. Die physisch gedeckten Palladium-ETFs haben in den letzten drei Wochen zwar Abflüsse in Höhe von 50 Tsd. Unzen verzeichnet. Seit Quartalsbeginn stehen aber noch immer Zuflüsse von 15 Tsd. Unzen zu Buche. Wir führen den Preisrückgang hauptsächlich auf spekulative Verkäufe zurück.