Da die Schwelle von 90 Prozent nicht erreicht wurde, hat Griechenland angekündigt, von den per Gesetz nachträglich in die griechischen Anleihen eingefügten Umschuldungsklauseln (CACs) Gebrauch zumachen (Zwangs-Schuldenschnitt). Damit ist praktisch ein "Kreditereignis" eingetreten mit unabsehbaren Folgen für die Banken und auch für den Euro. Noch heute Abend könnte die CDS-Bombe explodieren.
von Frank Schäffler
Die Angebotsfrist zum Umtausch griechischer Anleihen ist gestern Abend verstrichen. Heute Morgen hat das griechische Finanzministerium unter greekbonds.gr das Ergebnis bekannt gegeben. Danach wurden Forderungen aus Anleihen nach griechischem Recht in Höhe eines Nominalwerts von 152 Milliarden Euro angeboten. Es stehen Anleihen im Nominalwert von 177 Milliarden Euro aus, so dass sich eine Quote von 85,8 Prozent ergibt. Anleihen im Nominalvolumen von rund 29 Milliarden Euro wurden nicht nach griechischem Recht emittiert. Diese Anleihen bieten einen deutlich höheren Schutz gegen nachträgliche einseitige Schlechterstellung der Gläubiger. Hier wurden 20 Milliarden Euro oder 69 Prozent zum Umtausch angeboten.
Da die Schwelle von 90 Prozent nicht erreicht wurde, hat Griechenland angekündigt, von den per Gesetz nachträglich in die griechischen Anleihen eingefügten Umschuldungsklauseln (CACs) Gebrauch zumachen. Durch diese können auch die Anleiheninhaber zum Umtausch gezwungen werden, die ihre Bestände nicht angeboten haben.
Dieser Zwangsumtausch wird vermutlich zu einem so genannten Kreditereignis bei Credit Default Swaps (CDS) führen. Die zuständige Organisation ISDA wird dies heute Abend entscheiden. Sollte sie schon jetzt ein Kreditereignis feststellen, dann müssen die Versicherungssummen der CDS ausgezahlt werden. Auf griechische Anleihen wurden CDS im Bruttovolumen von mehr als 70 Milliarden Euro geschrieben. Es ist unklar, bis zu welchem Grad Schuldner von CDS auch gleichzeitig Gläubiger sind. Einzelne Marktakteure mögen stark finanziell betroffen werden.
Der Schuldenschnitt wird Griechenland nicht zur Schuldentragfähigkeit verhelfen. Das Niveau der Schuldentragfähigkeit wurde für Griechenland auf 120 Prozent des BIPs im Jahr 2020 festgesetzt. Es ist unwahrscheinlich, dass Griechenland Schulden in dieser Höhe bedienen kann. Es ist daher auch ausgeschlossen, dass Griechenland ohne einen weiteren Schuldenschnitt oder Schuldenübernahmen in Form europäischer Transferleistungen kapitalmarktfähig wird. Hinzu kommt, dass jede Anleihe, die nicht umgeschuldet wird, das Verschuldungsniveau im Jahr 2020 erhöht. Je 5 Prozent nicht getauschte Anleihen kann man mit rund 2 Prozent höherem Schuldenstand im Jahr 2020 rechnen. Zu diesem Zeitpunkt muss man also davon ausgehen, dass Griechenland eher 126 Prozent als 120 Prozent Verschuldung haben wird. Damit ist die Schuldentragfähigkeit selbst nach den Ausführungen der letzten Entschließung des Bundestags nicht gegeben.
Daher bleibe ich bei meiner Forderung, dass Griechenland aus dem Euro austreten muss, um seine Finanzen in den Griff zu bekommen und wettbewerbsfähig zu werden.
Anmerkung der Redaktion: Ein Auslösen der CDS, also das Zahlen der Versicherungssumme gilt als das größte Risiko im Finanzsystem, weil die Banken unkontrolliert diese Versicherungen abgeschlossen haben und im Prinzip kaum Vorsorge getroffen haben, dass es wirklich zur Auszahlung der Versicherungssumme kommt. Wird die Versicherung nun doch abgerufen, ist nicht ausgeschlossen, dass einzelne Banken daran zerbrechen und es zu unkontrollierten Domninoeffekten im Bankensystem kommt.
Der Euro ist in der Zwischenzeit bereits auf Tauchstation gegangen unter die Marke von 1.32 gefallen. Sollte es tatsächlich zu einem Kreditereignis kommen, dürfte dies auch nicht ohne Folgen für den Euro sein.



