Die Arbeitslosenquote in der Europäischen Union ist hoch wie seit 15 Jahren nicht. Und auf Rekordstand ist sie vor allem in den Krisenländern der geografischen Peripherie, um die sich freilich längst alles dreht in Europa. Warum ist das so?
Die Arbeitslosenquote in der Europäischen Union ist hoch wie seit 15 Jahren nicht. Und auf Rekordstand ist sie vor allem in den Krisenländern der geografischen Peripherie, um die sich freilich längst alles dreht in Europa. Warum ist das so? Fragt "Die Welt" in der Ausgabe vom 3.4.2012.
Wegen der Sparmaßnahmen, so tönt es aus dem Süden und von links, die Deutschen in Griechenland, in Spanien, in Portugal und auch Italien erzwungen haben. Das ist grundfalsch. Die Wahrheit ist, und bitter ist sie vor allem für die Menschen: Es gibt zu wenig Arbeit, weil es zu wenige Unternehmen gibt, die in Südeuropa die Chance sehen, dass sich Investitionen auszahlen könnten. Weil die Lohnzusatzkosten zu hoch sind, weil Genehmigungen jahrelang auf sich warten lassen, weil Rechtssicherheit Geld und langen Atem erfordert, weil Korruption die Lust am Wettbewerb nimmt. Und weil der starre Arbeitsmarkt diejenigen schützt, die die Beine hochlegen können. Und diejenigen draußen hält, die jung sind und brennen. Wenn sich daran etwas ändern soll, braucht es zwei Dinge: Reformen in den Ländern. Und einen richtig verstandenen europäischen Föderalismus.
Jeder dritte Arbeitslose in der Euro-Zone kommt aus Spanien
Die ohnehin schon desaströsen Arbeitsmarktprobleme in der Euro-Zone drohen sich weiter zu verschärfen. „Die Lage könnte sich vor allem in den Euro-Randländern in den kommenden Monaten weiter verschlechtern“, sagte Marco Valli, Chefökonom für die Euro-Zone bei der Geschäftsbank Unicredit, der Financial Times Deutschland (Dienstagsausgabe).
Insgesamt 10,8 Prozent der Erwerbspersonen im Währungsraum waren im Februar ohne Job, wie das Statistikamt Eurostat heute meldete. Das sind 17,1 Millionen Menschen in den 17 Euro-Ländern. Besonders schlimm ist die Lage in Spanien: Jeder dritte Arbeitslose in der Euro-Zone lebt dort. Nach den Eurostat-Zahlen sind dort knapp 5,5 Millionen Menschen ohne Job, so viele Spanier wie nie zuvor seit Euro-Einführung. In keinem anderen Land stieg die Erwerbslosigkeit im Februar stärker an: Im Februar lag die Quote bei 23,9 Prozent – rund 0,3 Prozent mehr als im Vormonat. Bei den jungen Jobsuchenden bis 24 Jahre stieg sie erstmals über 50 Prozent.
In Deutschland sieht die Lage hingegen vergleichsweise gut aus. Nur noch 2,4 Millionen Menschen suchen laut Eurostat hierzulande einen Job – saisonbereinigt sind das nicht einmal halb so viele wie in Spanien. Mit 5,7 Prozent gehört diese europaweit vergleichbare Arbeitslosenquote noch immer zu den niedrigsten in der Euro-Zone.