Die EZB hat auf ihrer heutigen Sitzung keinerlei Änderungen an ihrer geldpolitischen Ausrichtung vorgenommen. Draghi: Leitzins bleibt noch für längere Zeit auf dem aktuellen oder niedrigeren Niveau.
Von Postbank Research
Die EZB hat auf ihrer heutigen Sitzung keinerlei Änderungen an ihrer geldpolitischen Ausrichtung vorgenommen. Zwar wurde über eine Zinsänderung diskutiert, wie Notenbankpräsident Draghi auf der Pressekonferenz offenbarte, doch hat sich der Rat unter dem Strich gegen einen solchen Schritt entschieden. Der Leitzins blieb demnach unverändert bei 0,5%, der Zinssatz für die Einlagenfazilität bei 0%. Dies war allseits erwartet worden. Darüber hinaus war auch die Wiederholung der "Forward Guidance" absehbar. Draghi wiederholte nämlich auf der Sitzung, dass die EZB den Leitzins noch für längere Zeit auf dem aktuellen oder niedrigeren Niveau halten wird.
Damit bleibt die EZB im Krisenmodus. Sie erwartet zwar nach wie vor, dass sich die Wirtschaft in der Eurozone allmählich erholt, sieht jedoch weiterhin ein Abwärtsrisiko für den wirtschaftlichen Ausblick. Hinsichtlich der Preisentwicklung gab es ebenfalls keine Änderung der Einschätzung. Die Inflationsrate wird laut EZB noch einige Zeit gedämpft sein. Insbesondere, da die Nachfrage im Zuge der schwachen Erholung gering bleiben dürfte.
In der Frage-Antwort-Runde mit den anwesenden Journalisten wurde das Thema eines weiteren Langfristtenders (LTRO) angeschnitten. Einen neuen LTRO hatte Draghi selbst kürzlich ins Spiel gebracht. Bereits Ende 2011/Anfang 2012 legte die EZB zwei Tender mit jeweils drei Jahren Laufzeit auf, um den Banken langfristig Liquidität zur Verfügung zu stellen. Draghi ließ zwar heute nicht erkennen, dass ein weiterer Langfristtender unmittelbar bevorsteht. Er sagte allerdings, dass ein Liquiditätsengpass in der derzeitigen Erholung alles andere als wünschenswert ist. Wir deuten dies als Zeichen, dass ein weiterer LTRO durchaus möglich ist und eventuell noch in diesem Jahr beschlossen werden könnte.
In der Summe brachte die heutige EZB-Ratssitzung keine neuen Erkenntnisse, was sich auch an den äußerst geringen Marktreaktionen ablesen ließ. Die EZB dürfte das Geschehen in der Wirtschaft der Eurozone sowie im Bankensektor weiterhin sehr genau beobachten. Wir erwarten aber nicht, dass sie in absehbarer Zeit Gründe hat, signifikant von ihrem geldpolitischen Kurs abzuweichen.