"Wir schaffen das!" - das konnte man früher auch auf SED-Plakaten in der "DDR" lesen. Was daraus wurde wissen wir heute. Kurioserweise gibt es ein SED-Plakat mit einer Frau, die auffällige Ähnlichkeiten mit der heutigen Kanzlerin hat.
Henryk M. Broder kommentiert in der WELT:
Millionen von Menschen fragen sich jeden Tag aufs Neue: Was will die Kanzlerin, was hat sie vor, wie sieht ihr Plan aus, den sie gegenüber Anne Will angekündigt hat? Erstaunt nehmen wir zur Kenntnis, dass es in einem Staat mit 16 Landesregierungen, 16 Landesparlamenten, 16 Ministerpräsidenten, mit einem Bundestag, einem Bundesrat, einem Bundespräsidenten und Tausenden von Staatsdienern allein darauf ankommt, was die Kanzlerin will.
Sie bestimmt nicht nur die Richtlinien der Politik, sie kann auch mit einem Wort oder einem Federstrich Grenzen öffnen und schließen, Gesetze außer Kraft setzen und alle Zweifel an der Weisheit ihrer Entscheidungen autoritär vom Tisch wischen: "Wir schaffen das!" Angela Merkel regiert im Stile eines Feudalfürsten, wozu auch die Drohung gehört, sie werde dem Land, dem sie dienen wollte, adieu sagen, falls das Volk ihr die Gefolgschaft verweigert. Dermaßen ausfällig zu werden, das hat sich noch kein Kanzler der Bundesrepublik gewagt.
Das Plakat zum X. Parteitag der SED erinnert uns daran, dass die Kanzlerin in der DDR sozialisiert wurde, in einem System, das vom ersten bis zum letzten Tag seines Bestehens ein gestörtes Verhältnis zur Wirklichkeit hatte. Die DDR wollte die siebt- oder achtgrößte Industrienation der Welt sein. In kein Land kamen mehr Touristen als in die Ost-Berliner Republik, was damit zu tun hatte, dass jeder Transitreisende auf dem Weg nach oder von West-Berlin ein Visum beantragen musste.