Die EU hat bekanntlich ein immer größeres Glaubwürdigkeitsproblem. Dem will Brüssel nun gegensteuern mit Comics für Kinder. Mit "Auf der Straße zum Sieg" gelang den EU-Bürokraten ein besonders eindrucksvolles Propaganda-Werk für unsere Kleinen.
EU-Comic: "On the road to victory"
Von Michael Mross
Der englische Titel lautet "On the road to victory" - in der deutschen Übersetzung wollte man wohl noch nicht so weit gehen, denn eigentlich müsste es dann heißen "Auf der Straße zum Sieg". Die damit verbundenen Assoziationen in Deutschland hat man denn auch schnell mal weggezaubert in "Auf dem Weg zum Erfolg".
Mit einem Comic, der in fast alle Sprachen übersetzt wurde, geht das Brüsseler Politbüro auf Stimmungsmache beim Nachwuchs. Das plumpe Machwerk unterscheidet sich in Nichts von der Propgaganda der ehemaligen UdSSR. Aussage: Ohne EU wäre alles schlechter. Die Brüsseler Errungenschaften werden gar nicht richtig gewürdigt. Die EU bringt nur Vorteile.
So macht sich in dem Comic eine Schulklasse auf den Weg durch die EU, gesponsert und inspiriert durch das EU-Budget. Dabei machen die Schüler die Feststellung, dass die EU eine tolle Sache ist. Besonders die Brüsseler Umverteilung funktioniert bestens. Selbst Vorwürfe wie Geldverschwendung werden in dem Comic als Sprechblasen einfach weggewischt in:
"Die Europaische Union gibt 94% des Haushalts für die Bürger aus: Schüler und Studenten, kleine Unternehmen, NRO, Städte und Regionen".
Die Frage, was mit den restlichen 6% passiert, wird in dem Comic natürlich nicht beantwortet.
Ansonsten Aussage: Ohne EU kein Leben. Kaum vorstellbar, wie Europa ohne EU überhaupt existieren konnte. Denn - laut Comic - finanziert Brüssel 280000 Projekte im Jahr. Und - ach ja - weniger als 1% sind Betrug. Das ist doch wirklich eine erstaunlich gute Bilanz.
So machen sich die Schüler im Comic auf den Weg durch Europa und treffen zum Beispiel in Budapest auf das dortige Theater. Auch dort lernen die Kleinen, dass ohne EU nichts geht. Sprechblase:
"Herzlich willkommen in unserem Theater. Wir bekommen Geld von der EU, damit wir die Texte für Besucher übersetzen lassen können, die nicht ungarisch sprechen".
Welcher Finne nun aber ausgerechnet in Budapest ins Theater gehen will und eine Übersetzung braucht, diese Frage wurde geschickt ausgelassen.
Gehört die Aktion vielleicht auch zu dem 1% Betrug? Wer braucht einen Übersetzungsservice für ein Theater in Budapest, um dort aufgeführte Stücke in anderen Sprachen zu verstehen? Ist doch eher anzunehmen dass jene, die der ungarischen Sprache nicht mächtig sind, erst gar nicht ins Theater gehen. Aber so viel Logik liegt Brüssel bekanntlich fern.
Auf dem Weg durch die EU lernen die Kleinen auch, dass 19 Länder Geld aus Brüssel erhalten. Großartig. So großzügig ist die EU.
Wie Brüsseler Bürokraten jedoch zu dem Geld kommen und wie viel von einzelnen Ländern eingezahlt wird, bleibt offen. Auch andere heikle Themen finden in dem EU-Comic nicht statt: TTIP, Beziehungen zu Russland, Sanktionen sucht man vergeblich. Ist vielleicht zu kompliziert für die Kleinen.
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