Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, zeigte sich besorgt wegen eines möglichen militärischen Konflikts zwischen Israel und Iran. „Ein Krieg wäre jenseits der menschlichen Opfer eine große Belastung für die Weltwirtschaft“, sagte Krämer Handelsblatt Online. Krämer sagte aber auch, dass es nicht das Nahost-Risiko sei, unter dem die Weltwirtschaft seit einiger Zeit leide. „Wichtiger ist die Unsicherheit, die von der Staatsschuldenkrise im Euro-Raum ausging“, gab er zu bedenken. Die sich abzeichnenden massiven Staatsanleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) seien zwar dazu gedacht, das Risiko eines Auseinanderfallens der Währungsunion zu bannen und die Weltwirtschaft nach und nach zu stabilisieren. „Aber der Preis wird insofern hoch sein, als der Euroraum zu einer italienischen Währungsunion mutiert.“
Nach Einschätzung des Frankfurter Wirtschaftsforschers Thorsten Polleit bergen hingegen die! politische Spannungen im Nahen Osten „in der Tat Gefahren für die ohnehin angeschlagene internationale Konjunkturlage“. Vor allem ein weiter steigender Ölpreis, der sich durch die inflationären Geldpolitiken ohnehin bereits erheblich verteuert habe, könne zu „weiteren Kostenbelastungen für Konsumenten und Unternehmen führen, die die Nachfrage dämpfen“, sagte Polleit Handelsblatt Online.
Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung, Gustav Horn, schließt nicht aus, dass sich durch die Unruhen ein weltwirtschaftliches Risiko entwickeln könne. „Um eine konjunkturelle Dämpfung zu erzeugen, müssten die Unruhen die globale Ölförderung nachhaltig vermindern“, sagte Horn Handelsblatt Online. Das sei derzeit nicht erkennbar. „Wahrscheinlich ist aber, dass die Spekulation an den Rohstoffmärkten in diese Richtung gehen dürfte“, schätzt der IMK-Chef. Das wiederum habe in der Regel steigende Benzinpreise bei uns zur Folge.