Morgan Stanley greift grün-rote Landesregierung an. Die Investmentbank kritisiert das Land Baden-Württemberg, ihm das vollständige Gutachten zum EnBW-Deal vorzuenthalten. Über den spektakulären EnBW-Deal war Mappus 2011 gestürzt.
Die wegen der EnBW-Affäre in Verruf geratene Investmentbank Morgan Stanley holt zum Rundumschlag aus, das berichtet die FTD in ihrer Donnerstagsausgabe. Bereits vor zwei Wochen hatte der deutsche Ableger der US-Bank Baden-Württembergs Rechnungshof scharf angegriffen. Er wirft ihr und Stefan Mappus, ehedem CDU-Ministerpräsident im Ländle, vor, die Risiken des EnBW-Deals nicht ausreichend berücksichtigt zu haben – mit der Folge, dass Baden-Württemberg letztlich zu viel für die Anteile bezahlt habe. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt wegen des Verdachts der Untreue gegen Mappus.
Jetzt, zwei Tage vor der nächsten Sitzung des EnBW-Untersuchungsausschusses im Stuttgarter Landtag am Freitag, legt Morgan Stanley nach: Die Bank feuert Breitseiten ab auf die aktuelle grün-rote Landesregierung sowie die Wirtschaftsprüfer von Warth & Klein Grant Thornton, auf deren Gutachten sich der Landesrechnungshof stützt.
Im Dezember 2010 hatte Baden-Württemberg 45 Prozent der Anteile am Karlsruher Energieversorger EnBW zurückgekauft, die bis dahin Electricité de France (EdF) gehalten hatte. Die grün-rote Nachfolgeregierung erachtet den Kaufpreis von knapp 4,7 Mrd. Euro als zu hoch und klagt vor dem Internationalen Schiedsgericht in Paris auf Rückzahlung von 834 Mio. Euro.
Über den spektakulären EnBW-Deal war Mappus 2011 gestürzt. Im Sommer 2012 musste auch Morgan Stanleys Deutschlandchef Dirk Notheis gehen. Er ist ein enger Vertrauter von Mappus und hatte bei dem Kauf der von EdF gehaltenen EnBW-Anteile durch das Land eine dubiose Rolle als Berater des Ministerpräsidenten gespielt.
In einem internen Schreiben listet die Bank auf fünf Seiten ihre Kritik an Landesregierung und Gutachten auf. So kritisiert sie das Land dafür, ihr das vollständige Gutachten von Warth & Klein vorzuenthalten. Der Bank liege lediglich eine Kurzfassung vom 10. Juli 2012 vor, in der der Kaufpreis als überhöht dargestellt wird. „Das Land weigert sich trotz mehrfacher Nachfrage, die vollständige Fassung des Gutachtens offenzulegen. Über die Gründe dafür kann nur spekuliert werden“, heißt es.
Dann knöpft sich Morgan Stanley die Arbeit der Prüfer vor. Das Gutachten von Warth & Klein sei „ungeeignet und führt zu einer unangemessenen Bewertung der Beratungsleistungen von Morgan Stanley“. Konkret kritisiert die Investmentbank, dass sich die Prüfer auf unvollständige Informationen gestützt hätten, die zudem teils „beliebig und sachwidrig beschränkt“ worden seien.