RWE, EON profitieren von Gerüchten, dass das EEG nach der Wahl kippt oder zumindest stark reformiert wird. Auch Gewerkschaftschef Vassiliadis fordert schnelle Reform des EEG.
Bei starken Umsätzen ging es heute an der Börse mit den Versorgern nach oben. Dahinter steckt die Spekulation, dass das EEG in Bewegung kommt. Die Chancen steigen, mit jedem Punkt, mit dem die Grünen in den Wahlumfragen verlieren. Sollte das EEG wirklich kippen oder stark reformiert werden, könnten sich die Versorger kurstechnisch verdoppeln, heißt es an der Börse.
Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), fordert nach der Bundestagswahl eine schnelle Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) und damit stabile Rahmenbedingungen gerade auch für die großen Energiekonzerne. "Derzeit gelten die Erneuerbaren als die Guten, und die großen Energiekonzerne sind die Bösen. Das ist Quatsch", sagte Vassiliadis der "Welt". "Fakt ist, das zum Beispiel bei Eon und RWE Einnahmen wegbrechen und Arbeitsplätze abgebaut werden", sagte Vassiliadis. Ohne das Know-how und die Innovationskraft der großen Energiekonzerne werde die Energiewende aber nicht gelingen. Vassiliadis warnte zugleich vor einer Deindustriealisierung Deutschlands. So lange die Politik nicht verlässlich erkläre, wie es mit der Energiewende weitergehen soll, würden Investitionsentscheidungen aufgeschoben und ausländische Investoren abgeschreckt. Die Folgen würden dann in zehn Jahren "voll spürbar" sein.
Nicht nur die Ökostrom-Produzenten, sondern auch die konventionellen Energieversorger erwarteten in Zukunft Gewissheit, dass sie ihren Strom ins Netz liefern können, sagte Vassiliadis. Der zur Zeit noch geltende Vorrang für Strom aus Wind und Sonne mache Strom aus Kohle oder Gas völlig unrentabel. "Wir können die Unternehmen nicht zwingen, auf Dauer unrentable Kraftwerke Standby zu halten", sagte Vassiliadis. "Das wäre DDR pur."