Kein Tag ohne Russlandhetze - das scheint das Motto von SPIEGEL online. Heute: Cyberattacke auf den Bundestag - Spur der Hacker führt nach Russland.
Hinter der Cyberattacke auf das Datennetz des Deutschen Bundestags vermuten Experten russische Profi-Hacker. Das erfuhr SPIEGEL ONLINE aus mehreren mit dem Fall vertrauten Quellen. Demnach liegen den deutschen Sicherheitsbehörden inzwischen deutliche Indizien vor, die auf eine Urheberschaft russischer Cyberspione - womöglich eines Geheimdienstes - hindeuten.
Den Angaben zufolge ist es deutschen IT-Experten mittlerweile gelungen, ein für die Attacke verwendetes Spähprogramm zu identifizieren und Teile des Quellcodes auszulesen. Die Programmstruktur des sogenannten Trojaners ähnelt demnach einer Schadsoftware, die bereits 2014 bei einem Cyberangriff auf ein deutsches Datennetz zum Einsatz gekommen war. Damals wurde ebenfalls ein ausländischer Nachrichtendienst hinter der Attacke vermutet*.
In den aktuellen Fall hat sich nach Informationen von SPIEGEL ONLINE inzwischen Generalbundesanwalt Harald Range eingeschaltet. Er hat einen sogenannten Beobachtungsvorgang zu der Späh-Attacke auf das "Parlakom"-Netz des Bundestags anlegen lassen. Ranges Ermittlungsbehörde ist unter anderem für die Strafverfolgung von Spionage-Delikten gegen die Bundesrepublik Deutschland zuständig.
Die Verwaltung des Bundestags wollte auf Anfrage keine Stellungnahme abgeben; zurzeit lägen keine neuen Erkenntnisse vor. Am Donnerstag hatte eine Bundestagssprecherin bestätigt, dass nach Bekanntwerden des Hackerangriffs "vereinzelte Datenabflüsse"* aus Parlaments-Rechnern festgestellt worden seien. Die betroffenen Büros seien informiert und entsprechende "Gegenmaßnahmen" ergriffen worden.
Der Cyberangriff auf das "Parlakom"-Netz war Anfang Mai entdeckt worden. An den parlamentarischen IT-Verbund sind rund 20.000 Bundestags-Accounts angeschlossen - darunter der von Bundeskanzlerin Angela Merkel und anderen Regierungsmitgliedern.