Was ist da wirklich passiert in den letzten Tagen? Der Euro schoß nach oben, deutsche Staatsanleihen crashten. Aber warum? Die amerikanische Bank Morgan Stanley meint, dies sei eine ...
Von Markus Fugmann
Was ist da wirklich passiert in den letzten Tagen? Der Euro schoß nach oben, deutsche Staatsanleihen crashten. Aber warum? Die amerikanische Bank Morgan Stanley meint, dies sei eine Folge von Hedgepositionen von nicht-europäischen Aktienkäufern, die sich in die Aktienmärkte Europas eingekauft hatten:
“Da die meisten Auslandskäufe von europäischen Aktien auf währungsgesicherter Basis erfolgt sind, führen niedrigere Aktienkurse zu einer über-hedgten Euro-Position”, so die Großbank in einer heute veröffentlichten Analyse. Laut Morgan Stanley haben sich Käufe europäischer Aktien von nicht-europäischen Ausländern seit Jahresbeginn 2015 verdreifacht. Um die gekauften Aktien-Positionen abzusichern, hatten die Investoren sich über Euro-Short-Positionen abgehedged, um mögliche Währungsverluste auszugleichen, sollte der Euro weiter fallen – und danach sah es ja lange aus. Wenn aber nun etwa die Aktienkurse fallen, mussten viele Investoren ihre Aktien-Positionen verkaufen – was die Euro-Short-Absicherungen überflüssig machte. In der Folge wurden dann Euro-Short-Positionen eingedeckt, faktisch damit der Euro zurück gekauft, was den dynamischen Anstieg der Gemeinschaftswährung in den letzten Tagen erklärt.
Dass an den Finanzmärkten alles mit allem zusammen hängt, zeigt dann auch die Entwicklung der Aleiherenditen in der Eurozone. Mit dem Anstieg der Renditen (Zinsen) wurde die seit Einführung des QE der EZB forcierte Praxis der Währungsausländer stark eingeschränkt, sich über den europäischen Anleihemarkt zu refinanzieren: so war die Aufnahme neuer Liquidität über Unternehmensanleihen in der Eurozone deutlich günstiger als im Dollar-Raum – weshalb zahlreiche Firmen aus den USA, wie Apple, Unternehmensanleihen in der Eurozone begaben. Steigt jedoch der Euro, werden die aufgenommenen Schulden gewissermaßen teurer:
“Eine der Säulen der Euro-Schwäche seit Jahresbeginn war aber die Begebung von Unternehmensanleihen in Euro”, so Morgan Stanley. Durch das Zusammenwirken der beiden Faktoren Hedge-Auflösung und Ende der Anleiheemissionen sei daher die technisch getriebenene Euro-Rally der letzten tage zu erklären, ebenso der Crash am Anleihemarkt.
Commerzbank: Grexit ist kein Weltuntergang
"Ich warne vor einem faulen Kompromiss mit Griechenland. Wenn Griechenland neue Kredite ohne substanzielle Reformen erhielte, hätte sich die linksradikale Syriza durchgesetzt und die Staatengemeinschaft ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt", sagt Jörg Krämer, Chefökonom der Commerzbank der WELT. "Letztlich entscheidet Griechenland, ob es in der Währungsunion bleibt oder nicht. Wenn es die versprochenen und notwendigen Reformen ergreift, sollte es in der Währungsunion bleiben, sonst nicht."
Deutsche Bank-Experte sieht Chancen bei Griechen-Austritt
Stefan Kreuzkamp, Chefstratege der Deutsche-Bank-Tochter Deutsche Asset & Wealth Management, die rund 400 Milliarden Euro an Anlegergeldern betreut, sieht überwiegend "Einstiegschancen" im Falle eines Grexits. Die Wahrscheinlichkeit, dass Griechenland seine Schulden in wenigen Tagen nicht wird bedienen können, taxiert er auf 50 Prozent.
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