Der Saal lacht sie aus. Bärbel Bas steht beim Arbeitgebertag vor Hunderten Unternehmern. Sie erklärt ernst, der Steuerzahler werde die Rentenlücke schon schließen. Die Antwort ist schallendes Gelächter. Offen und laut. In diesem Augenblick wird klar: Respekt vor dem Amt gibt es nicht geschenkt. Man muss ihn sich verdienen. Bas hat ihn an diesem Tag verspielt.
Von Meinrad Müller
Wenige Tage später vor den Jusos
Dieselbe Geschichte, anderes Publikum. Beim Juso-Kongress schildert sie den Moment als Beweis für die Arroganz der Wirtschaft. Sie spricht von Herren in bequemen Sesseln, manche sogar im Maßanzug, die über soziale Sicherheit lachen. Der Saal tobt vor Begeisterung. Tosender Applaus. Doch sie ist nicht die Rednerin einer Parteijugend. Sie ist Arbeitsministerin der gesamten Bundesrepublik.
Wortwörtlich sagte Bas zu den Jusos:
„Und für mich war, spätestens, wenn nicht sogar schon vorher, dieser Arbeitgebertag für mich ein Schlüsselerlebnis. Weil da besonders deutlich geworden ist, gegen wen wir eigentlich gemeinsam kämpfen müssen. Und ich habe das deshalb in meiner Rede auch so gesagt und ich habe auch aus euren, aus vielen Wortmeldungen von euch rausgehört, dass es das genau ist, dass wir diesen Kampf jetzt aufnehmen müssen.“
Sie will mit Arbeitgebern den Kampf aufnehmen
Unternehmer schaffen Arbeitsplätze, zahlen Löhne und erwirtschaften den größten Teil der Steuern und Abgaben. Wenn ausgerechnet die Arbeitsministerin sie öffentlich als Gegner darstellt, bleibt das nicht folgenlos. Mittelständler streichen bereits Ausbildungsplätze. Konzerne prüfen Standorte im Ausland. Familienbetriebe legen Investitionen auf Eis. Das geschieht jetzt, und jeder Wirtschaftsverband wird die Zahlen der Ministerin auf den Tisch knallen.
Der Sozialstaat lebt nicht von Juso-Applaus
Ihr Satz, manche Arbeitgeber hätten nur ihre Aktienkurse im Kopf, sollte ein Treffer sein. Er zeigt nur die Distanz zur Realität. Sie weiß nicht wie Wirtschaft funktioniert. Aktienkurse sind die Beschäftigungsgarantie von Millionen Beschäftigten. Sie sind das Kapital für neue Maschinen und die Sicherheit für Bankkredite. Wenn Unternehmen hier nicht mehr planen können, bricht genau die Grundlage weg, die Renten, Bürgergeld und Krankenversicherung finanziert.
Bärbel Bas hat billigen Beifall einer Parteijugend gesucht und dafür das Vertrauen der Wirtschaft verspielt. Die Rechnung bezahlen nicht die Unternehmer. Sie bezahlen die jungen Menschen ohne Ausbildungsplatz und die Beschäftigten, die ihren Arbeitsplatz verlieren.
Eine Arbeitsministerin, die Arbeitgeber beleidigt, schadet am Ende dem ganzen Land.
Meinrad Müllers Blog: www.info333.de/p



