Kompromissbereit zeigte sich Gabriel allerdings unter einer Bedingung: „Wenn die Union bereit ist, den Spitzensteuersatz anzuheben, damit wir die Sozialabgaben bei den mittleren und unteren Einkommensgruppen senken können, kann sie mit uns sofort in Verhandlungen eintreten.“ Allerdings halte die SPD nichts von Plänen aus der Koalition, „nur mal kurz die Sozialversicherungsbeiträge zu senken“. Dann müsse man die Beiträge in konjunkturell schlechteren Zeiten bald wieder erhöhen und könne auch für zukünftige Herausforderungen wie Altersarmut und Pflegerisiko vorsorgen.
Gabriel kündigte an, das neue SPD-Steuerkonzept werde festschreiben, dass Steuereinnahmen aus wirtschaftlichem Wachstum in den Schuldenabbau gehörten. Die Partei will den Spitzensteuersatz von derzeit 42 auf dann 49 Prozent heraufsetzen und zugleich die Einkommensgrenzen erhöhen. Gabriel sagte, aus seiner Sicht könne dann auch auf eine Reichensteuer verzichtet werden: „Der Begriff riecht sehr nach Sozialneid. Ich habe nichts gegen Reiche. Es gibt in Deutschland nicht zu viel, sondern zu wenig Millionäre.“
Der Ökonom Bert Rürup sieht politisch keine Chancen für eine Umsetzung des Steuerkonzepts von Paul Kirchhof. "Die Ungleichheit der Verteilung der Einkommen hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Durch das Konzept von Herrn Kirchhof würde diese Entwicklung einen weiteren Schub bekommen. Von daher sehe ich keine Chance einer politischen Umsetzung", sagte der Professor der Tageszeitung "Die Welt" (Samstagausgabe). Rürup hat als Politikberater insbesondere die "Agenda 2010" des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder vorbereitet und an zahlreichen weiteren Reformprojekten mitgearbeitet.