Bei den Banken rumort es gewaltig. Die Versicherungsprämien für Finanzhäuser steigen in letzter Zeit drastisch an und haben sich auf Jahressicht sogar verdoppelt. Ganz und gar dramatisch sieht es bei den Südschienen-Instituten aus. Wird die EZB einspringen?
von Michael Mross
Was ist wirklich los bei den Banken weltweit? Nur die wenigsten nehmen wahr, dass es hinter den Kulissen der Finanzhäuser offenbar wieder mal lichterloh brennt. Nur die Fassade steht noch.
Ein Gradmesser ist sicherlich der so genannte „Angst-Indikator“ der EZB, also die Höhe der Gelder, welche die Banken Übernacht zu Minizinsen bei der Zentralbank parken. Diese Summe bewegt sich nach wie vor auf Rekordniveau und lag gestern bei 765 Milliarden Euro. Das bedeutet: Die Finanzhäuser trauen sich untereinander nicht mehr und geben ihr Geld lieber der EZB.
Ein anderes wichtiges Barometer sind die Credit Default Swaps auf Bank-Kredite. Die Versicherungsprämien für die Branche sprangen in den letzten Wochen drastisch in die Höhe. Die CDS für die Commerzbank z.B. stiegen von Mitte März bis Mitte April um über 30%. Dies ist kein gutes Zeichen. Bei der Deutschen Bank sieht es sogar noch schlechter aus: Absolut sind die Versicherungsprämien für den Deutschen Bankenprimus zwar niedriger als bei der Commerzbank, allerdings sind sie stärker angestiegen und zwar um rund 40% in der Zeit von Mitte März bis heute.
Aktuell kosten die CDS für die Deutsche Bank 183 Basispunkte – am 19. März mussten lediglich 131 bezahlt werden. Noch dramatischer sieht es im Jahresvergleich aus: die Versicherungsprämien haben sich auf Jahressicht sogar verdoppelt. Schwacher Trost: bei der Konkurrenz sieht es nicht besser aus.
Jenseits von Gut und Böse sind die CDS für die Südschienen-Institute: Banco Santander machte bei den Versicherungsprämien noch mal einen Sprung nach oben auf 423. Die italienische Unicredit liegt bei 454 und die Banco Popolare bringt es gar auf 589 Basispunkte. Nicht viel besser sieht es in Frankreich aus: Die Societe Generale bringt es auf 351 Punkte und ist damit klar im roten Bereich – ähnlich wie viele andere Finanzhäuser in Frankreich.
Dies alles zeigt, dass sich die Bankenkrise weiter zuspitzt. Betroffen sind nicht nur die Institute in Europa, sondern auch US-Banken. Die CDS für Goldman Sachs liegen bei 289 und jene für Bank of America bei 278 Punkten.
Wie diese systemische Krise gelöst werden soll ist völlig rätselhaft. Vermutet wird, dass die Notenbanken den Geldhäusern solange frisches Geld und neue Kredite geben, bis das System in einer Hyperinflation verglüht. Das bedeutet nichts Gutes für den Euro. Durch diese Maßnahmen erodiert natürlich auch das Vertrauen ins System, so dass dieses schon vorher durch Vertrauensbruch kollabieren kann. Denn eines steht fest: es ist kaum vorstellbar, dass Banken durch dauernde künstliche Geldspritzen am Leben gehalten werden können, ohne dass es zu Protesten in der Bevölkerung kommt.



