Sinn warnt: Deutschland ist außerstande, Europas Banken zu retten. „Während die Staatsschulden von Griechenland, Irland, Italien Portugal und Spanien Ende 2011 bei 3,3 Billionen Euro lagen, betrugen die Bankschulden 9,2 Billionen Euro, waren also bald drei Mal so groß“.
ifo-Präsident Hans-Werner Sinn hat vor einer Bankenunion in Europa gewarnt und hält Deutschland und sein Bankensystem für außerstande, die marode Bankenlandschaft Südeuropas zu retten. Das übersteige die Finanzkraft des Landes und der Banken bei weitem, schreibt Sinn in einem Gastbeitrag für die WirtschaftsWoche. „Während die Staatsschulden von Griechenland, Irland, Italien Portugal und Spanien Ende 2011 bei 3,3 Billionen Euro lagen, betrugen die Bankschulden 9,2 Billionen Euro, waren also bald drei Mal so groß“, beschreibt Sinn die Dimension.
„Zusammengenommen lagen die Bank- und Staatsschulden der Krisenländer brutto bei etwa 12,5 Billionen Euro.“ Ziehe man Doppelzählungen ab, bleibe die „gigantische Schuldensumme von etwa zwölf Billionen Euro. Kaum auszudenken, was mit Deutschland passieren würde, wenn auch nur ein moderater Prozentanteil hiervon auf die noch gesunden Länder des Euro-Raums übertragen werden müsste“, so Sinn. „Mit seinem Bruttoinlandsprodukt von etwa 2,5 Billionen Euro würde sich Deutschland mit Garantieerklärungen gewaltig überheben.“ Auch die deutschen Banken seien viel zu klein, um die hoch verschuldeten Banken Südeuropas zu retten. „Die deutschen Banken sind außerstande, die Risiken der Kreditinstitute in den Krisenländern zu übernehmen. Sie verfügen nur über ein Eigenkapital von 354 Milliarden Euro – ein Klacks im Verhältnis zu den 9,2 Billionen Euro Bankenschulden der Krisenländer.“
Sinn befürchtet, dass Deutschland immer tiefer mit in die Krise gerissen wird. „Die Investoren werden mit Rückdeckung ihrer Regierungen immer unerbittlicher Nachschub bei der Haftung verlangen und erst Ruhe geben, wenn in Deutschland nichts mehr zu holen ist.“ Deshalb müsse sich die Bundesregierung gegen weitere Forderungen wehren. Als Lösung schlägt Sinn den Umtausch von Fremdkapital in Eigenkapital vor (Debt-Equity-Swaps). „Die Eigentümer der Banken Südeuropas müssen akzeptieren, dass sie ihr Eigentum an den Bankaktien verlieren und ihre Anteile im Umfang der Verluste an ihre Gläubiger übertragen, um diese für den Verzicht auf einen Teil ihrer Ansprüche zu kompensieren. Diese Lösung führt sofort zu einer Rekapitalisierung und Stabilisierung der Bankensysteme.“