Auch nach der Einigung auf die Bahn-Privatisierung gibt es noch politischen Widerstand gegen das Projekt, berichtet die "Financial Times Deutschland" (Mittwochsausgabe). In der SPD fühlen sich die Jusos von Norbert Hansen, dem Vorsitzenden der Bahngewerkschaft Transnet, hereingelegt. Juso-Chefin Franziska Drohsel wirft dem SPD-Mitglied Hansen vor, den Parteirat falsch über den geplanten Tarifvertrag zwischen der Deutschen Bahn und den Gewerkschaften informiert zu haben.
Drohsel sagte der FTD, noch in der Parteiratssitzung am 21. April habe Hansen bestritten, dass in dem Vertrag lediglich festgehalten sei, dass der Bund „die Mehrheit“ an den zu privatisierenden Bahn-Töchtern halten werde. Hansen habe behauptet, dass eine Obergrenze von 24,9 Prozent für private Investoren festgeschrieben werde. Das sei nun offensichtlich falsch, wie man dem Vertragsentwurf entnehmen könne, so Drohsel.
In einem Brief an Hansen fragte Drohsel: „Wird die Transnet beziehungsweise die Tarifgemeinschaft diesen Tarifvertrag unterzeichnen, der klar Deinen Aussagen im SPD-Parteirat sowie dem Beschluss des SPD-Parteirats widerspricht?“ Der linke Flügel der SPD hatte grundsätzlich Vorbehalte gegen jede Privatisierung. Eine Begrenzung auf 24,9 Prozent war für Parteichef Kurt Beck ein Weg, die Privatisierung überhaupt noch durchzusetzen. Die Union würde den privatisierten Anteil nach der Bundestagswahl 2009 gerne auf 49,9 Prozent steigern. Drohsel sagte dazu: „Genau diese Befürchtung wird durch den Tarifvertrag genährt.“